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Bessere Vereinte Nationen schaffen

(wie ein biologischer Zell-Organismus)

Die Rolle der Vereinten Nationen ist in mancher Hinsicht nur vage definiert und zielt hauptsächlich auf Konfliktvermeidung und koordinierte Entwicklung. Folglich bleibt die wirkliche Handlungsfähigkeit der aktuellen Organisation begrenzt. Maßnahmen aller Art sind in das System eingebaut, um die Bedeutung herunter zu stufen und die Macht dieser Struktur einzuschränken. Sollte es gestärkt werden oder handelt es sich nur um einen aufgeblasenen Zirkus?

Die Organisation wurde gestartet in der Zeit nach dem furchtbaren Ersten Weltkrieg unter der Bezeichnung Völkerbund und in einem gewissen Maße verbessert nach dem noch schrecklicheren Zweiten Weltkrieg unter dem Namen Vereinte Nationen. Das Hauptanliegen war, in Zukunft kriegerische Auseinandersetzungen in ähnlichem Ausmaß oder noch schlimmer infolge der Entwicklung noch zerstörerischerer Waffen zu vermeiden. Aber trotz einiger positiver Veränderungen bei der Schaffung der zweiten Version blieben die Hauptpunkte völlig ungelöst. Diese betreffen vor allem das Machtverhältnis zwischen sehr verschiedenen Ländern. Nur bereits existierende, weithin anerkannte Nationen wurden aufgenommen. Auch diese waren oft in mancher Hinsicht völlig verschieden. Das betrifft unter anderem ihre Fläche, die Einwohnerzahl, die sprachliche Einheit, sowie die jeweils gemeinsamen kulturellen Eigenschaften, Wirtschaftsinteressen, ökologischen Zusammenhänge, ideologischen Strukturen, Religionen und genetische Abstammung. Aber außerdem ist das grundlegenden Konzept, die Ideologie von unabhängigen Nationen des 19. Jahrhunderts zu favorisieren, nicht ernsthaft infrage gestellt worden trotz der inzwischen klaren Kenntnis, dass die Erde insgesamt nur als ein Netzwerk von kooperierenden Einheiten überleben wird. Dieses Konzept ist wirtschaftlich längst akzeptiert. Ebenfalls sehr sichtbar ist es in dem Bedürfnis nach ökologischer und kultureller Zusammenarbeit.


Diese konstituierenden Nationen befürchten jedoch, dass jene Vereinten Nationen nur eine Super-Nation sein werden, denen sie untergeordnet sind. Den meisten Machtverlust bekämen die größten Nationen zu spüren, welche deshalb besonders widerstreben, jenen eine stärkere Rolle zuzubilligen. Die einzelnen Länder lernen nur langsam, was die ihnen zufallende Rolle in dem Gesamtorganismus sein mag, den die Erde als ganzes darstellt. Sicherlich wird dieser Organismus nicht einfach dadurch besser, dass man seinen Kopf vergrößert. Die Zellen dieses Organismus müssen gleichzeitig lernen, besser zu kooperieren. Folglich sind die Funktionen der Grenzen zu revidieren und zu verbessern.


Ein Arbeitsmodell kann die Kooperation biologischer Zellen in einem lebendigen Organismus sein. Diese erfüllen ihre Aufgabe innerhalb des Organismus am besten, wenn sie teilweise durchlässige Membranen um sich herum bilden, die den Grenzen in einem politischen oder sozialen Zusammenhang entsprechen. Die Durchlässigkeit sollte geregelt werden durch stimulierende oder hemmende Mittel, welche unter der Aufsicht der regierenden legislativen Körperschaften stehen müssen. Während in unabhängigen Einheiten nur das Überleben der eigenen Zellen entscheidend ist, übernehmen in einem kohärenten Organismus höhere und sicher bessere Prinzipien diese Rolle. Es liegt also eine inhärente Dynamik zur Förderung eines solchen höher entwickelten Systems vor, entsprechend wie bei lebendigen Organismen, die eine entsprechende Eigendynamik zur eigenen Weiterentwicklung haben.



Ausführlicher Text

Was sind die Hauptschwierigkeiten bei der Schaffung eines besseren Gleichgewichts in einer regulierenden Super-Struktur? Wichtig ist, nicht nur die Vermeidung von Konflikten zu erreichen, sondern auch einen besseren Austausch durch Förderung von Wirtschaft, Ökologie und Kultur. Einige spezielle Gesichtspunkte müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden.


Erstens fehlt ein Entscheidungsverfahren, in welchem Maße die Einwohnerzahl, die Fläche der betreffenden Region oder andere Faktoren wie Wirtschaft, Ökologie und kulturelle oder andere bereits bestehende Strukturen berücksichtigt werden sollen bei der Sitzverteilung in einer möglichen politischen Repräsentation. Jede Änderung bei der Bewertung dieser verschiedenen Aspekte wird die Zusammensetzung dieser Repräsentation beeinflussen. Zweitens gibt es ganz entsprechend keine Methode, eine gerechte Beteiligung von Minoritäten zu garantieren. Dieser Gesichtspunkt beinhaltet auch eine faire Beteiligung von Frauen und Arbeitslosen und ebenso von irgendwelchen anderen Minoritäten, die in einer gewissen Gegend mehr Stimmen als eine gewisse Prozenthürde erhalten. Dabei ist wichtig, aber nicht einfach, frühzeitig zu definieren, was mit “gewiss” gemeint ist. Drittens sollte die Organisation ein eigenes Gebiet haben, wo der Zugang nicht von Anderen behindert werden kann. Die Finanzierung und der Schutz einer solchen Organisation muss gewährleistet sein, da zumindest in der Anfangsphase diese sicherlich in Gefahr ist seitens von Gebieten, die Teile ihrer aktuellen Macht einbüßen werden.


Ein einfacher anfänglicher Vorschlag würde sein, eine getrennt liegende Insel zu kaufen und das Eigentum direkt und vollständig auf die Organisation zu übertragen. Mit der Organisation ist vor allem die weithin akzeptierte Trennung in einen legislativen, einen exekutiven und einen gerichtlichen Zweig gemeint mit zwei kleineren Einheiten für aktuelle Entscheidungen und für öffentliche Repräsentation, die einem Ministerpräsidenten und einem Staatsoberhaupt entsprechen. Die gesamte Finanzierung ist wahrscheinlich das delikateste und schwierigste Problem all der anfänglich zu lösenden Fragen im Zusammenhang mit diesem noch utopischen Vorschlag. Aber die starke Überzeugung von der Notwendigkeit, diese gewaltige Aufgabe in Angriff zu nehmen, sollte uns nicht verzweifeln lassen, sondern einigen, um das Projekt voran zu bringen, das so erwünscht und für Unterstützung würdig gehalten wird von einer großen Mehrheit der Weltbevölkerung und auch von einem großen Prozentsatz der erwähnten beteiligten Gruppen. Im Moment ist das noch hauptsächlich die Wirtschaft.


Eine vernünftige Größe des Parlaments könnte etwa bei 350 Abgeordneten liegen. Diese Zahl ist unter anderem so angesetzt, weil die gesamte Erdbevölkerung etwa 7 Milliarden beträgt. Dies würde mit jeweils einem Abgeordneten für etwa 20 Millionen Einwohner eine nicht unnötig hohe Zahl von Volksvertretern ergeben. Schrittweise könnte jedem dieser Wahlgebiete mehr Unabhängigkeit gegeben werden, so dass dessen Bevölkerung selbst über die verschiedenen Arten des Grenzverkehrs entscheiden kann.


Das grundlegende Problem wäre, wo diese künftigen inneren Grenzen liegen, deren Bedeutung verständlicherweise in der Zukunft an Bedeutung gewinnen würde. Klar sei gesagt, dass diese Grenzen längst nicht immer diejenigen von bereits existierenden Ländern wären, welche oft höchst abgeneigt sind, ihre Souveränität aufzugeben. Dieser Übergang müsste attraktiv gemacht werden, um Konflikte zu vermeiden. Aber die Einsicht ist wichtig, dass bald selbst-regulierende Kräfte zum Nutzen von allen die Oberhand gewinnen werden. Diese müssen die Menschen schrittweise verstehen lernen.


Beim praktischen Vorgehen muss die Möglichkeit von teilweisen Ausfällen in Betracht gezogen werden. Lebende Organismen haben selbstheilende Eigenschaften, entweder lokal oder insgesamt. Technische Geräte werden gewöhnlich mit Sicherungen ausgestattet, um lokale Ausfälle zu begrenzen. Ähnliche Verfahren können sicher geschaffen werden. Spezifische derartige Probleme sind jedoch in der Anfangsphase für Laien schwierig zu verstehen und müssen zunächst von Experten gelöst werden. Abstimmungen können später folgen, erfordern jedoch Kenntnisse seitens der Wählerschaft. Diese zu vermitteln ist ein anderer wichtiger Punkt, der gleichermaßen Schulen aller Art wie auch öffentliche Kommunikation betrifft (Internet, TV etc.).


Ist dies wirklich ein utopischer Vorschlag? Der Gesamtvorteil wird diese wichtige Frage gewiss entscheiden. Sicher gibt es viele Machthaber, die befürchten, bei einem solchen Übergang an Einfluss zu verlieren. Frühere Veränderungen solchen Ausmaßes gingen meist über die Möglichkeiten von Reformen hinaus und wurden durch Revolutionen vollbracht, die Blutvergießen und den Tod eines erheblichen Prozentsatzes des Volkes bedeuteten und müssen in Zukunft vermieden werden.


Es erscheint jedoch zweifelhaft, ob die jetzt existenten demokratischen Prinzipien eine Lösung ermöglichen. Es gibt ernsthafte Gründe, dass diese noch längst nicht und vielleicht auch aus guten Gründen nicht von allen anerkannt werden. Die Prinzipien der Demokratie und die Machtverteilung unterliegen einer gegenseitigen Beeinflussung. Das Problem einer Verbesserung der Vereinten Nationen dürfte in erster Linie das Problem einer Verbesserung der Demokratie sein, wobei es vor allem um die Wichtung der Stimmen geht. Hat die Stimme eines jungen Menschen, der gerade das für das Wahlrecht erforderliche Alter erreicht hat, dasselbe Gewicht wie die Stimme eines durch lebenslange Teilnahme an derartigen Prozessen erfahrenen älteren Menschen? Spielen Bildung und Wirtschaftskraft dabei keine Rolle? Oder ist Armut das größte Problem?


In der Schule pflegen Jugendliche zu lernen, dass verschiedenartige Dinge sich nicht miteinander vergleichen lassen. Zum Beispiel könne man Elefanten nicht mit Kamelen vergleichen. Das ändert sich jedoch, wenn nicht alle Eigenschaften, sondern nur nur einige heraus gegriffen werden. Doch welche und wie viele?


Diese Frage lässt sich jedoch zumindest wesentlich vereinfachen durch das Konzept von zugrunde liegenden Dimensionen, von welchen es nicht beliebig viele, sondern generell in der Natur und in aller Welt nur vier zu geben scheint. Es entsteht also die Aufgabe, auch die Zahl der Dimensionen in der mit Machtfragen befassten Politik auf vier zu begrenzen. Dies würde dann eine weitaus bessere Basis zur Gewichtung der Stimmen bei Wahlen in einer derart verbesserten Demokratie ergeben.


Nach eigenem mehrfach begründetem Vorschlag handelt es sich dabei um die zwischen Wahrnehmung und Denken liegende Rationalität, um die zwischen Gefühl und Fitness liegende persönliche Kraft, um die zwischen Durchsetzungsfähigkeit und Sexualität einzuordnenden biologischen Fähigkeiten, und um zwischen Einflussbereich und Aktivitäten existierende gesellschaftliche Auswirkungen.


Damit ergibt sich auf den ersten Blick zwar ein verwirrend kompliziert erscheinendes Bild, was sich jedoch durch zunehmend verbreitete Kenntnis vereinfachen und praktisch anwendbar machen lassen sollte. Dies wäre eine Aufgabe von allen, gleichermaßen von Individuen wie von übergeordneten Organisationen, also sowohl eine Lernaufgabe wie ebenso eine Erziehungsaufgabe. Die Einzelnen und die Gemeinschaft müssen generell zusammenarbeiten und den Einfluss von bestehenden Machtbereichen schrittweise zurückdrängen.


Nach dem Völkerbund und den aktuellen Vereinten Nationen kann dies eine zukünftige verbesserte Struktur ergeben.

© Copyright (All rights reserved) Hans J. Unsoeld, Berlin 2017

Updated Oct. 06, 2017

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