top of page

DIA - Dynamische Wechselwirkung

Synthetische Konfliktlösung und Kreativitätsförderung

Moderne Entwicklung könnte mit guten Erfolgsaussichten von synthetischer Philosophie unterstützt werden, die wesentlich auf dynamischer Wechselwirkung beruht und nicht nur auf konkurrierenden statischen Positionen. Win-win-Situationen werden begünstigt, Konflikte eher vermieden.  

Synthetische Philosophie ist durchaus als Gegenstück zur gut bekannten analytischen Philosophie zu verstehen. Klare Vorstellungen dazu scheiterten lange Zeit jedoch auf zunächst unverständliche Art, weil derartige Ansätze in rein rationale oder fundamentalistische Bereiche abwanderten oder gar verbannt wurden. Fast durchgängig lässt sich bei diesen Bemühungen beobachten, dass Vergleiche zwischen Mensch und Tier zwar eine wichtige Rolle spielten, aber herunter gespielt wurden. Erst in jüngster Zeit wird zunehmend deutlich, dass der Unterschied zwischen diesen viel kleiner als zuvor angenommen ist.

Die Ursache dafür scheint wenigstens zu einem erheblichen Teil psychologischer Art zu sein. Psychische Probleme wiederum haben ihre Ursache nicht selten in lax als unverdaut bezeichneten Konzepten. Das erste große und gewiss in diesem Sinn “unverdaute” Problem der Menschheit aber war, sich selbst herauszubilden, was praktisch das Distanzieren von den Ahnen bedeutete, welche nach heute klar eingestandener Erkenntnis Affen oder etwas genauer gesagt prähistorische Schimpansen-Arten waren. Das Distanzieren konnte aber nur daduch geschehen, dass Verbindungen zu diesen abgebrochen wurden. Von den Schimpansen ist inzwischen heute bekannt, dass sie die nahezu einzige Tierart sind, welche bereits Kriege führt und Werkzeuge als Waffen einsetzt. So sollte die Annahme eigentlich selbstverständlich sein, dass zwischen denjenigen Proto-Menschen, welche sich von den Affen distanzieren wollten, Kriege mit diesen ausgebrochen sind, welche mit Sicherheit äußerst grausam geführt wurden und tendenziell auf die Ausrottung der gegnerischen Schimpansen abzielten.

Entgegen verbrämenden Vorstellungen vom Sündenfall in einem Paradies spricht wenig gegen die Vermutung, dass vorzeitliche priesterartige Menschen diese grimmige Tatsache gerne vertuschen wollten. Wir können heute mit gutem Recht annehmen, dass das Bild vom ersten Sündenfall jener Proto-Menschen aller Wahrscheinlichkeit nach eben die systematische Ausrottung der eigenen Vorläufer betraf, von welchen wohl auch deswegen nur wenige archäologische Spuren zu erwarten sein dürften.

Es ist im Grunde das gleiche Phänomen, das wir heute in den USA hinsichtlich der von Siedlern in vergangenen Jahrhunderten zu verantwortenden auch teilweise sehr grausamen weitgehenden Ausrottung der indianischen Urbevölkerung konstatieren können. Die damaligen offensichtlichen schlimmen Verbrechen werden heutzutage immer noch weitgehend verdrängt oder gar in Western-Romantik verbrämt.

Wissenschaftlich rational, aber damals noch ohne ein sich heute inzwischen abzeichnendes allgemeineres Bewusstsein für derartige Situationen wurde im 19. Jhdt. von Charles Darwin Selektion als treibende Kraft der Entwicklung von allem irdischen Leben erkannt. In seiner Zeit mussten noch Überlegungen, die als Kritik an der vorherrschenden religiösen Lehre verstanden werden konnten, vermieden werden. Gregor Mendel komplementierte Darwins Feststellungen mit der Vorstellung von teilweiser Vererbung, welche sich zunächst auf verschiedene Allele und im 20. Jhdt. besser auf die Doppelhelixstruktur der DNA zurückführen ließ.

Der wesentliche Punkt scheint dabei nunmehr die Einführung von Dualität zu sein. Nicht eine einfache Molekülkette ermöglicht komplexe Vererbung, sondern Auswahl zwischen der Information auf dem einen und dem anderen Strang der DNA, ausgelöst von eventuell nur kleinen Umweltschwankungen. Diese Auswahl oder Ausschluss ganzer Bereiche auf diesen Strängen können dabei die Entwicklung erheblich beschleunigen bzw. sprunghafte Anpassung ermöglichen. Da es aber auf diesen eine wenn auch nicht völlig, so doch praktisch unendlich große Zahl von Eigenschaften bestimmenden Nukleotid-Basenpaaren gibt, die durch vielfältige Möglichkeiten von Rekombination noch weiter potenziert wird, ist prinzipiell keine völlige Gleichheit zwischen auch nur zwei Lebewesen möglich. Selbst eineiige Zwillinge sind also nicht ganz identisch.

Entwicklung geschieht jedoch nicht nur auf individueller Basis, sondern geht auch in Gesellschaften vor sich. Einer der entscheidensten Schritte in der Bewusstwerden dieser Art von historischer Entwicklung war vielleicht die französische Revolution, die als Leitprinzipien Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit verkündete. Diese drei Begriffe können wir aber heutzutage in modernes Bewusstsein quasi übersetzen, was zunächst gewagt klingen mag, aber doch durch Konsistenz überzeugen dürfte. Wenn wir nämlich Brüderlichkeit genauso durch einen abstrakten Begriff wie Gleichheit und Freiheit benennen wollen, ist dies durch den modernen Ausdruck der Wechselwirkung möglich. Abstrakte Formulierung wird oft als weniger human abgelehnt, mag aber durch größere Allgemeingültigkeit und insbesondere in unserer Zeit durch den möglichen Einbezug von Tieren wohl doch überzeugen.

Gleichheit und Freiheit sind aber prinzipiell nicht gleichzeitig möglich. Völlige Gleichheit würde das völlige Fehlen von Freiheit bedeuten und umgekehrt. Zwischen Gleichheit und Freiheit muss also ein Gleichgewicht bestehen, welches wir als dynamisch bezeichnen können.

Zusammengefasst erscheint es besser, eine an klarere heutige Denkweise angepasste Ausdrucksweise als in dem berühmten Slogan der Französischen Revolution zu verwenden. Die zwar abstraktere, aber mehr zeitgemäße Vorstellung von dynamischer Wechselwirkung dürfte eine zentrale und mit guter Wahrscheinlichkeit bislang unterschätzte Bedeutung für zukünftige Orientierung haben und deutlich widerspruchsfreier sein.

Zu diesem dynamischen Ansatz passt der im Rahmen von ARS-UNA bereits propagierte Vorzug für auf Themen orientierte Gemeinschaften statt mit Statuten festgelegte Gesellschaften oder Vereine im menschlichen Nahbereich und in ähnlich unterschiedlicher Bedeutung auf Bewegungen statt politische Parteien im nationalen und internationalen Fernbereich. Im persönlichen Bereich liefert dies Unterstützung für Befürworter von freien Paarbeziehungen bis hin zu Poliamorie, da das Eingeständnis der Unmöglichkeit von völlig dichten Grenzen auch hier seine Bedeutung haben muss. Die heiße Frage ist gewiss, ob Sexualität vielleicht eben doch quasi hinter Schloss und Riegel zu legen ist, was auch in der jetzigen Diskussion um Migranten insbesondere in Osteuropa ein große Rolle spielt. Eine genetisch einheitliche Bevölkerung wird dort sichtlich höher geschätzt als etwa in Deutschland.

In diesem Sinn ist eine mögliche Bewegung DIA (Dynamische InterAktion) konzipiert und soll durchaus zentrales Thema auf dieser Webseite von ARS-UNA und einer vorgesehenen weiteren Webseite DIA (DynInterAct) und ebenso auf zwei Twitter-Accounts sein. Näheres hierüber folgt demnächst u.a. an dieser Stelle, wird sich jedoch frühestens erst im kommenden Jahr praktisch konkretisieren.  

© Hans J. Unsoeld, Berlin 2018

Updated Dec. 17, 2018  

bottom of page