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Metaphilosophie

v 3.1

Zusammenfassung:

Philosophie hat keine eindeutige oder klar bestimmbare Basis, sondern lässt sich nur rekursiv einkreisen. Doch analytische Philosophie sollte sich durch synthetische erweitern lassen. Dynamische Wechselwirkung gewinnt an Bedeutung gegenüber statischer Konfrontation u.a. für die Einordnung von singulären Vorgängen aller Art, für modernes Recht und Zusammenhänge zwischen Philosophie und Meditation, Theorie und Praxis.

Die Themen:

Rekursive Annäherung statt Eingrenzung

Versuch einer Definition von Philosophie

Methoden von Beschreibung

Zählung von Generationen

Kosten von Großprojekten

Evolution

Fraktale

Wachstum und Entwicklung

Beschreibung durch Potenzreihen

Gefährliche Extremismen

Modernität

Vier Kulturbereiche

Dualität

Systematik

Axiomatik

Regeln

Dimensionen

Von Statik zu Dynamik

Über alternative Philosophie

Philosophie und Meditation

Problem- und Konfliktlösung

Sein und Entwicklung

Spezialisierung und Vielseitigkeit

Modernes Recht

Erneute Säkularisierung

Besitz

Lernen und Konkurrenz

Komplexität

Gut und Böse

Statuten

Gesellschaftliche Bewegungen

Formen der Auseinandersetzung

Synthetische Philosophie

Bedeutung von Experimenten Bewusstsein

Identitätsbildung

Komplexität

Design Thinking und Hybrid Thinking

Philosophie als Gebäude

Animalische Philosophie

Die Zukunft leicht nehmen?

Dynamische Wechselwirkung Neue Deutung der französichen Revolution

Überlagerung von Basisphänomenen

Synthese als Zielsetzung

Strukturen des Lebens

Herrschaftsstrukturen

Strukturen der Verständigung

Interaktion zwischen Herschafts und Kommunikationsstrukturen

Probleme kann man niemals

mit derselben Denkweise lösen,

durch die sie entstanden sind.

(Albert Einstein)

Metaphilosophie

Rekursive Annäherung statt Eingrenzung

Die Metaphilosophie genannte Philosophie der Philosophie geschah in der anfänglichen, auch als klassisch bezeichneten Philosophie vorwiegend nach den strengen Regeln der rationalen Logik. Klare Fallunterscheidungen wurden getroffen, was im Grunde eine Schwarz-Weiß-Malerei war. War es aber sicher, dass Philosophie nur vernünftiges Denken sei? Moderne fuzzy Logik lässt auch Zwischenwerte zwischen Eckpunkten (Gegenpolen) zu und vermittelt so ein viel weiteres Bild, welches in etwa der Hinzunahme von bunten Farben entspricht.

Der in den Naturwissenschaften übliche Übergang von drei auf vier Dimensionen (Raum und Zeit) beschränkt sich nicht nur auf die Naturbeschreibung, sondern muss auch für die weitere Ansprüche erhebende Philosophie als Ganzes große Bedeutung haben, denn niemand kann begründen, dass dort die Naturwisenschaften nicht gelten, auch wenn sie nicht täglich angewendet werden müssen. Sowohl die sprachgebundene klassische als auch die eventuell mit Symbolen oder Operatoren arbeitende neuere Naturphilosophie sind davon betroffen.

Eventuell benutzte Mathematik muss darin eingeschlossen sein. Die klassische Mathematik der Funktionen (Algebra) wird vor allem verwendet für naturwissenschaftliche Beschreibung von Veränderungen in Zeit und Raum, und zwar sowohl für analytische Untersuchungen, meist gekoppelt an Experimente, als auch für synthetische Kreativität insbesondere in technischer Form. Grenzen der Definitionsgebiete müssen dabei respektiert werden müssen. Dadurch beschränkte Entwicklung sollte eigentlich vorzugsweise Wachstum genannt werden.

Die von Mandelbrot (1975) entwickelte Geometrie der Fraktale beschreibt dagegen auch Übergänge zwischen Generationen, welche von Grenzen unabhängig sind und in strengem, aber weiterem Sinn als Entwicklung bezeichnet werden sollten.

Dadurch notwendig erscheinende klare begriffliche Trennung von Wachstum und Entwicklung veranlasst, erneut eine einfache Definition des Begriffes Entwicklung im Rahmen von klassischer Ontologie zu suchen. Bereits bei einem früheren Ansatz für eine mit Vorsicht alternativ genannte Philosophie auf der Webseite ARS-UNA wurde dieser entsprechend der Einstein-Formel rekursiv axiomatisch folgendermaßen in vier Sätze gefasst, wobei Existenz und Entwicklung als duale Kategorien genommen werden:


1. Existenz (Sein) entwickelt sich.

2. Entwicklung existiert (ist).

3. Wirkung verknüpft Existenz und Entwicklung.

4. Wirklichkeit ist eine zugehörige imaginäre Dimension.


Durch Funktionen kann Abhängigkeit von Zeit die so definierte und damit nicht näher bestimmbare Wirklichkeit weitgehend kontinuierlich beschreiben. Bei Fraktalen sind dagegen diskontinuierliche Generationsübergänge zwingend. An den Sprungstellen (vergleichbar mit Quantenübergängen) liegen Singularitäten ohne räumliche oder zeitliche Ausdehnung, jedoch mit integralem Wert.

Genauso wie die euklidische Geometrie zu Algebra und höheren Formen von Mathematik erweitert wurde, muss sich auch die fraktale Geometrie erweitern lassen, was tentativ Fraktomatik genannt wurde und de facto nach eigenem beschränkten Wissen noch nicht ausgearbeitet wurde.

Vier Dimensionen müssen generell gelten, also auch für die klar von der so definierten Entwicklung zu trennende Evolution der Arten, welche fixierte Entwicklungen und somit Zustände und deren Übergänge beinhaltet. Kulturelle und als humanistisch angesehene Bereiche müssen sich auch darin einschließen lassen. Die dort anstehenden Fragen verwenden Begriffe von Kategorie, welche Strukturen von Erfahrung wiedergeben sollen. Um nicht „lost in translation“ zu sein, muss deutlich auch auf unterschiedliche Begriffe von Struktur hingewiesen werden. Ohne hier auf selbstverständlich trotzdem wichtige viele Einzelheiten einzugehen zu wollen oder zugegebenermaßen überhaupt zu können, sei diese Feststellung de facto als weithin gültiges Argument für rekursive Annäherungen an grundlegende Begriffe genommen. Nicht nur moderne Logik, sondern auch die Fassung von solchen Begriffen wie Struktur wird dadurch nur noch „fuzzy“ möglich, was aber andererseits neue Erweiterungen ermöglicht.

Im Rahmen der hier gemachten Überlegungen erscheint es sinnvoller, Kategorien zunächst als Extremwerte von Dmensionen zu konzipieren. Als Beispiele seien gut und schlecht als derartige Kategorien einer Dimension Moral oder richtig und falsch für eine Dimension Wahrheit genannt genannt. Letztere war Gegenstand der ersten derartigen erweiternden Fassung von Logik vor allem durch Lotfi A. Zadeh (1965, 1973). In erweiternder Form könnten dann auch die Naturkonstanten der modernen Physik als Kategorien bezeichnet werden, was hier vorläufig ausgeklammert bleibt.

Der zwischen entgegengesetzten Kategorien liegende Bereich wird dadurch im Wesentlichen dem naturwissenschaftlichen Begriff der Dimension gleichwertig. Somit werden solche Kategorien gleichsam Gegenpole einer damit möglichen dualen Betrachtungsweise.

Versuch einer Definition von Philosophie

Philosophie ist oder hat ein vages Wesen. Wenn wir uns nach Art der Journalisten fragen, wer oder was wie oder warum wo oder wann von ihrem Wesen tangiert wird oder in ihr Wesen eindringen könne, kommen wir auf schwankenden Boden und sind nicht unbedingt fähig, uns an diesem Punkt in die luftigen Höhen der Liebe zur Weisheit zu erheben, welche doch nach den griechischen sprachlichen Wurzeln möglicherweise besagtes Wesen ausmachen und in einem allerdings fraglichen Maße seine Definition liefern soll.

Hinter den sechs genannten Fragewörtern verbergen sich wohlbekannte philosophische Ausrichtungen. Wer oder was beinhaltet vor allem die Auseinandersetzungen zwischen idealistischen und materialistischen Positionen, wie oder warum diejenigen in moralischen Kategorien, und wo oder wann betrifft naturwissenschaftliche Bereiche.

Durchgängig können jeweils zwei Möglichkeiten geboten werden, zwischen denen eine möglicherweise schwierige Entscheidung getroffen werden müsste. Im täglichen Leben neigen wir dazu, grundlegende philosophische Fragen umgehen zu wollen, ohne uns über die tiefer liegenden Gründe klar zu sein. Theoretische Ansätze gehen auf fragliche Axiomatik zurück, und in der Praxis hat Philosophie zunehmend ein Dasein im Schatten anderer Disziplinen geführt. Je moderner deren Ausrichtung ist, umso deutlicher kommt dies zum Ausdruck, am meisten in den heutigen Naturwissenschaften, die sie im letzten Jahrhundert oft nur noch zum Umreißen der Basis der einzelnen Fachgebiete oder in Vergangenheits- oder Zukunftsbetrachtungen duldeten, d.h. bei historischen Themen oder in Sciencefiction.

Das für paarweise Gegenüberstellungen von Positionen gebrauchte Wort "oder" provozierte mit seiner absoluten Logik die Frage, ob die Positionen diskret sind oder im Sinne von fuzzy Logik Eckpunkte eines dazwischen liegenden mehr oder weniger kontinuierlichen Überganges bilden. Vorwiegend wurden zunächst diskrete Wahlmöglichkeiten betrachtet, welche in neuerer Sicht jedoch auch einer Beschränkung auf Schwarz-Weiß-Malerei gleichkamen und entsprechend der Zulassung von Grautönen oder gar Farben durch detailliertere Darstellungen ersetzt wurden. Ohne dass eine strenge, nämlich logische Beweisführung möglich wäre, lässt sich gewiss mit genügender Näherung sagen, dass die zweite Möglichkeit umfassender den Sachverhalt in vielen Beispielen beschreibt. Anstelle von Eckpunkten charakterisiert der schärfere Ausdruck "Extrempunkte" das Ignorieren der Zwischenpunkte als Extremismus.

In der Auseinandersetzung zwischen Materialismus und Idealismus ist diese Polarisation durch die Konfrontation zwischen Kommunismus und Kapitalismus sehr evident geworden. Ähnliches gilt in moralischen Kategorien für Auseinandersetzungen zwischen Gläubigen und Darwinisten. Im naturwissenschaftlichen Bereich könnte ebenso nur nach „wo“ oder nur nach "wann" fragen als Extremismus genommen werden. Es muss ebenfalls Lösungen im Zwischenbereich geben, die in besserer Näherung akzeptabel und damit in einem erweiterten Bereich vorzuziehen sind.

Das sind aber nicht nur eine theoretische Behauptungen, sondern müsste auch in der Praxis große Bedeutung haben. In vielen menschlichen Auseinandersetzungen sowohl im individuellen privaten wie auch im politischen öffentlichen Bereich kommt die Gegenüberstellung der scheinbar unversöhnlichen Positionen eines nur räumlich gesehenen, also statischen Status-Quo mit einer historisch, also zeitbezogenen dynamischen Einstellung häufig vor (z.B. zwischen Palästina und Israel). Grimmige Konflikten werden so in neuer Sicht verständlich.

Methoden von Beschreibung

Dies ist in Übereinstimmung mit der Feststellung im Rahmen der Relativitätstheorie von Einstein, dass Raum und Zeit nicht getrennt betrachtet werden können, sondern zusammen eine vierdimensionale Einheit bilden mit drei räumlichen und einer zeitlichen Koordinate.

Der Übergang von drei auf vier Dimensionen beschränkt sich aber nicht nur auf die Naturbeschreibung, sondern muss auch für die weitere Ansprüche erhebende Philosophie als Ganzes große Bedeutung haben, zunächst für die zur Beschreibung benutzte Mathematik, aber im Grunde generell und damit auch für kulturelle und damit als humanistisch angesehene Fragen.

Als Gesetzmäßigkeit verstandene Zusammenhänge in Raum und Zeit werden durch die klassische Mathematik als Basis mit Funktionen beschrieben, welche aber im Allgemeinen einen eingeschränkten Gültigkeitsbereich haben. Die sogenannten Naturgesetze unterliegen nicht dieser Einschränkung, sondern sind generell, d.h. überall und jederzeit gültig, was im Grunde eine überaus erstaunliche Tatsache ist.

Dieselben Gesetze gelten sowohl für die winzigen Elementarteilchen als auch für die gewaltigen Galaxien und also auch für den gesamten Zwischenbereich, also insbesondere für Lebensvorgänge und speziell auch für das menschliche Leben in jeglicher Hinsicht, also zum Beispiel sowohl für das persönliche Leben als auch im öffentlichen Leben. Diese Vorgänge werden in der klassischen Mathematik generell durch Funktionen beschrieben, deren Koordinaten sich von Raum und Zeit ableiten lassen. Expansionsvorgänge oder ihr Gegenteil (Zersetzung, Kontraktion oder andere als negativ charakterisierbare derartige Vorgänge) werden beide in unserem Zusammenhang als (eventuell auch negatives) Wachstum bezeichnen.

Durch die Arbeiten von Benoît Mandelbrot (1975) wurde jedoch eine völlig neue Art von Mathematik bekannt, bei welcher ein neuer Zustand jeweils aus dem Zustand in der vorigen Generation hergeleitet wird. Diese mathematischen Beschreibungen werden in Gegenüberstellung zu den klassischen Funktionen insgesamt Fraktale genannt, eine Bezeichnung, die man anfangs nur für schön aussehende geometrische Darstellungen bestimmter Klassen von ihnen verwendete. Die Zählung der Generationen ersetzt den klassischen Zeitbegriff. Beim Vergleich von Funktionen und Fraktalen scheint es sinnvoll zu sein, einen bei den Fraktalen in jeder Generation neu hinzu kommenden Koeffizienten als Äquivalent zu den Koordinaten der klassischen räumlichen Dimensionen zu nehmen. Jeder Generation werden eigene Dimensionen zugeordnet. In einem weiteren zunächst nur intuitiven, aber keine Widersprüche ergebenden Schritt können wir diese Koeffizienten in Extremfällen sogar als Quantenzahlen verstehen. Bei einer Genese kann in jeder Generation eine neue Quantenzahl hinzukommen, wodurch die Zahl solcher Äquivalente von Dimensionen, im weiteren ebenfalls einfach als Dimensionen bezeichnet, immer weiter zunimmt. Das schaut auf den ersten Blick wie eine völlig willkürliche Hypothese aus, welche jedoch gute Chancen zu haben scheint, dass sie sich bewahrheiten lässt.

Eine nähere Erörterung könnte leicht als unzulässige Spekulation diskreditiert werden und soll an dieser Stelle nicht erfolgen. Doch für das sprachliche Verständnis von großer Wichtigkeit ist, dass der Begriff Dimension in der bereits zu einem gewissen Grade etablierten Mathematik der Geometrie der Fraktale zumeist in einem anderen Sinn gebraucht wird, welcher aber hier als eher irreführend erscheint. Denn Fraktale können zur Charakterisierung des Überganges von geordneten in chaotische Zustände benutzt werden. Häufig wird der Wert eines Exponenten, der den Komplexitätsgrad in einer bstimmten Generation dieses Übergangs beschreibt, in jener Geometrie als Dimension bezeichnet. Dieser gibt praktisch an, wie rauh oder glatt das Resultat ist, was besser wohl nicht Dimension genannt werden sollte.

Zählung von Generationen

Zur Erzeugung von neuen Quantenzahlen zum Beispiel bei einer quantenmechanischen Beschreibung (und damit automatisch in Raum und Zeit) muss eine Mindest- oder Schwellenenergie aufgebracht werden, die nach vielen Entwicklungsschritten in den zahllosen Generationen immer kleiner wird. Im Bereich des Lebens können jedoch bei der DNA-Transskription wegen zu geringen zur Verfügung stehenden Energien keine zusätzlichen Quantenzahlen mehr auftreten. Der Ausweg, den die Natur aus diesem Dilemma im Zuge der Entwicklung gefunden zu haben scheint, ist der genetische Code als molekularbiologische vorübergehende Fixierung von Zuständen lebendiger Entwicklung, welcher entsprechend in jeder Generation mit vergleichsweise niedrigerem Energieaufwand neue Kodierungen erfährt, die der Einführung von neuen Quantenzahlen weitgehend gleichkommen dürften.

Entwicklung ist also der wichtigste Gesichtspunkt dieser neuartigen fraktalen Beschreibung, während Wachstum entsprechend von der nunmehr als klassisch bezeichneten Funktionsmathematik erfasst wird. So gesehen unterliegt die fraktale Beschreibung nicht einer Beschränkung ihres Gültigkeitsbereichs in Raum und Zeit, während diese Schranken in einer Darstellung durch Funktionen unbedingt beachtet werden müssen. Diese Einschränkung ist bislang wohl nur vereinzelt sehr ernst genommen worden und betrifft aber entscheidend die Grundlagen und den Geltungsbereich aller derartigen Beschreibungen. Im wirtschaftlichen Bereich fand dies Niederschlag bei den Empfehlungen des „Klubs von Rom“, ohne damals zwischen Entwicklung und Wachstum klar zu differenzieren.

Kosten von Großprojekten

Zweifel an der weitgehend kritiklos angenommenen Ausbreitung von naturwissenschaftlicher Beschreibung sind zwar immer wieder geäußert worden, zum Beispiel von Fritjof Capra, haben aber keine ungeteilte Anerkennung gefunden. Die relevanten Positionen detailliert zu diskutieren würde hier den Rahmen sprengen. Ein einfacherer Zugang erscheint durch die zuvor aufgeführten Überlegungen möglich. Wir können uns fragen, wo denn der Bereich von Raum und Zeit als Grundlage der klassischen Algebra nicht mehr definiert sein mag, und was man machen könnte, um jenseits solcher Grenzen doch noch zu Erkenntnissen zu kommen. Diese könnten nicht nur sinnvoll sein für abstrakte und für unser Leben ziemlich irrelevante Bereiche, sondern völlig neue praktische und über den menschlichen Bereich hinausgehende Gesichtspunkte deutlich machen.

Die heutigen naturwissenschaftlichen Forschungen streben in für unsere Gesellschaft besonders wichtig erachteten und mit großem Aufwand betriebenen Zweigen immer mehr in Extrembereiche von Raum und Zeit. Das betrifft gleichermaßen die extrem kleinen Elementarteilchen, deren winziges Inneres unserem Verständnis immer weniger zugänglich erscheint, wie auch die extrem großen Galaxien, für deren gewaltige Räume jedoch ähnliches gilt. Ebenso gilt dies für die immer kürzeren Zeiten von noch erfassbaren Energie-Umsetzungen im Bereich der Teilchen, wie auch für die enorm langen Zeiten von mit unvorstellbaren Energieumsetzungen verbundenen Abläufen im Universum. Dabei ergeben sich auch völlig unwahrscheinliche Resultate, wie zum Beispiel, dass die gesamte Welt angeblich in einem relativ winzig kurzen Zeitraum entstanden sein soll oder dass manche Elementarteilchen eine unglaublich lange Lebensdauer haben können. Aus „was“ alles entstanden sein mag oder ob es ein „wann“ vorher gab, sind ebenso im Grunde tabuisierte Fragen wie die anders gerichteten entsprechenden Überlegungen, „was“ am Ende daraus wird und ob man danach noch von einem „wann“ reden könnte. Sie lassen sich nicht beantworten.

Diese Forschungen strapazieren aber die menschliche Gesellschaft im sozialen Bereich in höchst bedenklicher Weise, was meist nur finanziell gemessen wird, aber auch andere Bereiche stark betrifft. Während an manchen Stellen auf unserer Erde grimmige Not und erbitterte Auseinandersetzungen herrschen, werden dort den meisten Menschen gar nicht bewusste Geldmengen verwendet, die im Prinzip höchstgradige Bedenken hervorrufen könnten. Das mag veranlassen, die Akzeptanz solcher nur noch international zu finanzierender Projekte stärker zu hinterfragen, wie zum Beispiel die gigantischen Teilchenbeschleuniger des CERN in Genf oder extrem teure Weltraumunternehmen (Raumfahrt-Stationen und immer größere extraterrestrische Teleskope wie z.B. Hubble).

Über die Rechtfertigung solcher Projekte wäre außerdem ein langer Exkurs möglich, der zum Beispiel den Vergleich mit ebenso fragwürdigen Militärausgaben oder den Sekundärnutzen durch praktisch verwertbare beiläufige Erfindungen einbezieht. Hier soll nur konstatiert werden, dass auch die Naturwissenschaften sicher ihre Grenzen haben, sowohl in Theorie wie auch in der Praxis, so dass die Frage zumindest gestattet und vielleicht sogar sehr wichtig sein sollte, durch was oder wie wir denn zum Erschließen von Bereichen kommen könnten, die möglicherweise jenseits dieser Grenzen liegen.

Evolution

Das beinhaltet den Fortgang unserer kulturellen Evolution, die im Prinzip mit unserer biologischen Evolution durchaus vergleichbar sein sollte. Der japanische Nobelpreisträger des Jahres 2012, Shinya Yamanaka, hat mit sog. induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS cells) gezeigt, dass Entwicklung auch rückwärts verlaufen kann, womit gemeint ist, dass frühere im Verborgen liegende Entwicklungsschritte ein sinnvoller Ausgangspunkt sein können. In der Natur werden solche Entwicklungen entweder durch zufällige Ereignisse oder unter dem Druck momentaner veränderter Bedingungen eingeleitet. Manch eine mag nur kurzfristig sinnvoll sein und muss unter anderen Verhältnissen zurückgenommen werden. Diese Erkenntnis hat also offensichtlich allgemeinere oder vielleicht sogar völlig allgemeine Bedeutung. Klingt es nicht bekannt, dass wir uns auch selber "manchmal zurücknehmen müssen"?

Als wichtige Vorläufer der Naturwissenschaften, welche bei solch einem als taktisch konzipierbarem Rückgriff infrage kämen, können Religionen und Künste angesehen werden. Diese verschiedenen Disziplinen unterscheiden sich grundsätzlich durch ihre Kategorien der Bewertung. Die von diesen aufgespannten Bereiche könnten wir wohl auch als humanistische Dimensionen ansehen. Religionen urteilen entsprechend vorzugsweise im moralischen Sinn nach "gut" oder "schlecht". Künste entscheiden entsprechend vorzugsweise im ästhetischen Sinn nach "authentisch" oder "fake" (engl.: nachgemacht; beinhaltet weitgehend, aber nicht völlig die Frage nach "schön" oder "hässlich"). Naturwissenschaften basieren entsprechend vorzugsweise auf logischen Entscheidungen nach "wahr" oder "falsch", was mit dem Begriff der Konsistenz (gesamten Stimmigkeit) zusammenhängt.

Diese Aussagen, insbesondere die auffällige Verwendung des Wortes "vorzugsweise", wurden anfänglich nicht weiter hinterfragt. Nehmen wir als Beispiel "gut" oder "schlecht". Eine Person oder eine Angelegenheit war im früheren Verständnis entweder völlig gut oder völlig schlecht, was mit der groben Symbolisierung durch Engel und Teufel verdeutlicht wurde. Heute sehen wir das als Schwarz-Weiß-Malerei an. Genauso wie es zwischen weiß und schwarz Grautöne und sogar bunte Farben geben kann, akzeptieren wir ähnliche moralische Zwischentöne. Heute gängige Redewendungen wie „Niemand ist perfekt“ oder „In jedem steckt ein kleiner Engel und ein kleiner Teufel“ illustrieren das. Damit verliert aber auch das logische Zwischenwort „oder“ seinen absoluten Charakter und kann im Sinne moderner fuzzy logics mehrwertig sein, womit man sich zu höherer Komplexität hin bewegt.


Fraktale

Wenn wir dieses im Rahmen von Raum und Zeit verstehen wollen, müssen Grenzen unseren Bereich des Verstehens einschränken,- es liegt also buchstäblich ein Rahmen vor. Das bedeutet, dass nur endlich viele und damit diskrete Werte vorliegen können, auch wenn diese vielleicht ununterscheidbar dicht beieinander liegen. Doch diese Werte bilden ein Kontinuum. Akzeptieren wir dagegen eine fraktale Sicht, so liegen die Verhältnisse ganz anders. Es können unendlich viele Werte vorhanden sein. Doch an den Generationsübergängen liegen jeweils als positiv oder negativ verstehbare Singularitäten (zum Beispiel: Geburt und Tod; Schöpfung und Apokalypse; Big Bang und Schwarzes Loch). Es gibt also keine Kontinuität.

Fraktale Darstellung ermöglicht einen nahtlosen Übergang zwischen geordneten und chaotischen Zuständen, ohne dass damit eine Wertung verbunden ist, während rein logische und rein statistische Beschreibungen quasi getrennte Welten sind, in welchen es zum Beispiel zwischen einer Konstruktion und einem Fluss keinen gleitenden Übergang gibt, obwohl in der Natur die Ausgestaltung von Ufern doch offensichtlich wichtig ist. Dieser Übergang zwischen Ordnung und Chaos hat im menschlichen Bereich den Charakter einer Dimension zwischen Kategorien im selben Sinn wie der Übergang von "gut" zu "schlecht?"im moralischen bzw. religiösen Empfinden, ebenso wie zwischen "authentisch" und "fake" in ästhetischer bzw. künstlerischer Auffassung, und wie zwischen "wahr" und "falsch" im analytischen bzw. naturwissenschaftlichen Denken.

Während letzteres in vier dort ebenfalls Dimensionen genannten Raum-Zeit-Koordinaten operiert, können wir entsprechend im geistig-humanistischen Bereich die vier genannten Bereiche zwischen hier bewusst dual genannten Kategorien als Basis akzeptieren mit den ihnen zugeschriebenen positiv verstandenen Qualitäten Güte, Schönheit, Konsistenz und Ordnung bzw. den jeweiligen negativ verstandenen gegenteiligen Qualitäten Übel, Hässlichkeit, Zerfall und Chaos.



Wachstum und Entwicklung

Wachstum entspringt also dem klassischen Denken und beinhaltet Kontinuität und Grenzeinhaltung, während Entwicklung den fraktalen Vorstellungen zugeordnet werden kann und durch Singularitäten und Grenzüberschreitung charakterisiert ist. Die fraktalen Singularitäten kommen den klassisch gesehenen Grenzen gleich, wogegen die fraktale Grenzüberschreitung in der kontinuierlichen, aber durchaus kontrollierten Permeabilität zum Beispiel von biologischen Membranen und von Haut eine Entsprechung findet. Die fraktale Denkweise eröffnet völlig neue Möglichkeiten, die sich wohl noch gar nicht sehr entfaltet haben, aber gewiss bei der jetzigen Diskussion über politische Grenzen berücksichtigt werden sollten.

Wachstum wird in klassischer Algebra durch sogenannte Reihenentwicklungen dargestellt, welche eine Summe von Funktionen mit steigenden Potenzen sind und damit höhere Funktionen wie zum Beispiel die Exponentialfunktion ergeben. Letztere nimmt eine zentrale Rolle bei der Beschreibung von natürlichem Wachstum ein.

Entsprechend können wir uns fragen, welche Entsprechung diese Reihenentwicklungen in fraktaler Beschreibung haben. Die linearen Formeln von Julia (1925) zeigen die Bedeutung von Verzweigungen für Entwicklung. Mandelbrot (1975) hat in die mathematischen Ausdrücke zur Beschreibung der Fraktale quadratische Terme eingeführt. Mit der einfachsten derartigen Formel ergeben sich geometrische Darstellungen, die zweidimensional knospenförmig verzweigt sind, zum Beispiel die bekannten Apfelmännchen, welche man heute problemlos im Internet statisch und in ihrer dynamischen Entwicklung von Generation zu Generation betrachten kann.

Die Grundfunktion dieser Apfelmännchen ist die sogenannte Kardoide, eine herzförmige Figur, deren Inneres mathematisch unzugänglich bleibt, sowohl in statischer Darstellung, der sogenannten Startfunktion, als auch in der dynamischen Weiterentwicklung von Generation zu Generation. Das Innere wird meist schwarz dargestellt und erinnert dabei an ein Schwarzes Loch in der Astronomie oder an das unzugängliche Innere von Elementarteilchen,- möglicherweise nicht ganz zufällig. Es sei besser nicht an mittelalterliche Vorstellungen von einer oft schwarz dargestellten Hölle erinnert.

Durch die Einführung des quadratischen Terms ist es möglich geworden, mit jenen Fraktalen natürliche Oberflächen mit einer erstaunlich niedrigen Zahl von Koeffizienten zu beschreiben, gemessen an der Zahl von Pixeln, welche sonst zur Erfassung von Bildern zum Beispiel auf dem Bildschirm eines heutigen elektronischen Gerätes benötigt wird. Mit natürlichen Oberflächen sind zum Beispiel Landschaften oder Wolken, aber auch Gesichter gemeint. Doch einzelne Pixel fallen bei der fraktalen Darstellung fort.

Der Übergang zu dieser von fraktaler Darstellung ausgehend beinhaltet also den Verzicht auf für westliche Kultur typische strenge Logik zugunsten der weitaus schnelleren Erfassung von komplexen Zuständen, welche tendenziell fernöstliche Kultur charakterisiert. Indien und Iran sind in dieser Sicht Grenzgebiete. Die oben gemachte begrifflich klare und mathematisch begründbare Trennung zeigt, dass Entwicklung und Wachstum als duale, also verschiedene, jedoch zusammen gehörige Vorgänge verstanden werden können.



Beschreibung durch Potenzreihen

Nicht nur zweidimensionale Oberflächen, sondern auch dreidimensionale Gebilde sollten sich ebenfalls erfassen lassen, wozu es außer der Einführung von quadratischen auch von Termen der dritten Potenz in die fraktalen Formeln bedarf. Die Entwicklung von kugel- oder ellipsenförmigen Körpern erfordert die Hinzunahme eines solchen Terms. Gleichermaßen kommt dabei der Gedanke an Sterne und an Elementarteilchen auf. Im Prinzip könnten unbegrenzt viele höhere Potenzen einbezogen werden. Der Term einer Potenz vierter Ordnung wurde bereits mit einem superfluiden Zustand etwa im Inneren jener Schwarzen Löcher in Zusammenhang gebracht.

Da im Moment keine mathematische Beweisführung möglich ist, scheint ein Spielen mit Hypothesen heuristisch durchaus sinnvoll und sollte nicht als üble Spekulation abgetan werden. Der Zustand einer natürlichen Entwicklung in der jeweils kommenden Generation soll eine solche mathematische Reihenentwicklung des Zustandes in der vorliegenden Generation sein. Diese wäre also eine Summe von Ausdrücken mit steigenden Potenzen, beginnend mit einem konstanten Glied. Letzteres könnte die essentiellen Naturkonstanten und Wirkungen enthalten und damit die Allgegenwart der Naturgesetze erklären oder zumindest beschreiben.

Das Glied erster Ordnung muss einfache Verzweigungen und damit Energie-Dissipation wiedergeben, ein sicher wichtiger typischer Teil in jeder Entwicklung.

Die sich anschließend stellende Frage nach möglicher Selektion in jeder Entwicklung kann nur mit einem Glied zweiter Ordnung geklärt werden, welches zur Teilung fähige Oberflächen beschreibt. Angemerkt sei, dass auch Energie immer durch einen quadratischen Ausdruck wiedergegeben wird, wobei die Maxwellschen Gleichungen im Auge behalten werden sollten.

Gerichtete Selektion und erst damit Lebewesen lassen sich mit einem mindest erforderlichen Glied dritter Ordnung darstellen, womit zum Beispiel als wichtige Grundvoraussetzung Rezeptoren auf gekrümmten Oberflächen beschrieben werden können. Die Entstehung einerseits von Raum und Zeit, andererseits von zunächst als masselos angesehenen Teilchen (Photonen, Neutrinos) und Strahlungen würde als Erweiterung ein Glied mindestens der vierten Ordnung erfordern.

Bei der bislang vom Standardmodell der Theorie der Elementarteilchen in guter Näherung mit Raum und Zeit beschriebenen Entstehung von Kräften ist die Hinzunahme von Gliedern noch höherer Ordnung ausführlich diskutiert worden, welche aber noch spekulativ sind und mit dem Zusammenhang von Elementarteilchen und Schwarzen Löchern zu tun haben könnten.

Entwicklung würde sich im Prinzip also auch durch Potenzreihen beschreiben lassen, gleichsam invers wie jedes Wachstum. Dieses Verständnis beinhaltet aber ganz wesentlich, dass im Grunde nur rekursive Methoden zur Verfügung stehen, wodurch alles rationale Verständnis der Welt letztendlich eingeschränkt ist.

Interessant erscheint im Moment die Idee, von einer über viele Generationen entwickelten fraktalen Darstellung ausgehend sich auf die Suche nach der bislang unbekannten Startfunktion zu machen. Das bedeutet eine Beschränkung auf rekursive Verfahren und damit die Akzeptanz einer prinzipiellen Einschränkung der Möglichkeiten zur Erkenntnis zumindest auf diesem Weg. Denn das Innere der Startfunktion bleibt so auf jeden Fall unzugänglich. Dieses Innere steht aber in überbrachter Sprache für Geburt und Tod, für Schöpfung und Apokalypse, und für Big Bangs und Schwarze Löcher, welche damit innerhalb des jeweiligen Systems alle unerforschbar bleiben. Im Prinzip handelt es sich immer um ein Henne-Ei-Problem, welches sich nur von außerhalb untersuchen lässt.

Im Bereich des Lebens und speziell besonders im humanistischen Bereich erscheint es höchst sinnvoll, sich vorrangig mit einer klaren begrifflichen Abgrenzung von Entwicklung und Wachstum zu befassen. Diese Fragestellung ist eng verknüpft, aber nicht identisch mit derjenigen nach Evolution und Strukturbildung. Der Vergleich beider Untersuchungswege mag uns zu vereinfachenden neuen Erkenntnissen führen, welche uns vor allem auch Zusammenhänge zwischen den völlig verschieden erscheinenden Betrachtungsweisen von Religion, Kunst sowie Geistes- und Naturwissenschaften leichter verständlich machen könnten.



Gefährliche Extremismen

Wichtig erscheint ein Weltbild ohne Extremismen. Generell geht es um Werte zwischen extremen Positionen. Humanistische Aufklärung bedeutet eine nicht unbedingt ungefährliche bewusste Suche nach diesen. Dabei haben sich im menschlichen Leben ebenso wie auch in der gesamten Natur vier durch jeweils zwei als extrem positioniert angesehene Kategorien bestimmte Dimensionen als grundlegend herausgestellt, die den Haupt-Körperteilen zugeordnet werden können, nämlich gut und schlecht als Basis aller Religionen (Moral), authentisch und fake als Basis künstlerischer Betätigung (Schönheit), sowie wahr und falsch im modernen naturwissenschaftlichen Denken (Konsistenz). Die Denkanstöße der neuen fraktalen Begriffsvorstellungen weisen zusätzlich auf die im praktischen Leben völlig ersichtliche Bedeutung des Bereichs zwischen Ordnung und Chaos hin, wo zum Beispiel bei Gesellschaftsformen „law and order“ auf der einen extremen Seite und Anarchie auf der anderen Seite extreme Positionen beschreiben.

Die individuelle und gemeinschaftliche Aufgabe im Leben ist damit eine optimierende Suche nach Positionen zwischen den genannten acht Extremen, die an entsprechende Vorstellungen im traditionellen Buddhismus erinnert oder ihnen mit dem empfohlenen Weg der Mitte sogar nahe kommt, aber nicht einfach mit diesem identisch ist, da auch letzterer nicht von Extremalforderungen völlig frei ist. Extremalforderungen heißen aber im üblichen Sprachgebrauch Fundamentalismus und scheinen in allen etablierten Religionen sehr fragwürdig zu sein.

Wieder und wieder betont werden sollte die Gleichwertigkeit der von den verschiedenen menschlichen Körperteilen Kopf, Oberleib, Unterleib und Extremitäten erfassten Sphären, sprich: Intelligenz und Wahrnehmung, Gefühle und Sympathie, Sex und Macht, sowie Aktivitäten und Erfahrung. Überall scheinen die Dualismen herum zu geistern, welche man durchaus auch wie etwa Hegel als Dialektik verstehen kann. Dualismen scheinen einer dialektischen Sicht zu entsprechen, und Dialektik findet nun ihr Gegenstück in Dualismen. Der wichtigste Punkt aber ist die Einsicht, dass wir an den entscheidenden Punkten unserer Suche nach Verständnis nur mit rekursiven Verfahren weiterkommen, hinter deren Grenzen prinzipiell unerkennbare Bereiche unzugänglich bleiben. Doch sollte diese Methode es erleichtern, in völlig neue und vielleicht sehr nützliche Bereiche jenseits von bisher meist analytisch betriebener Philosophie vorzustoßen, nämlich vor allem ihrem offensichtlichen Gegenstück, einer synthetischen Philosophie mit stärkerer Fokusierung auf praktische Anwendbarkeit und Akzeptanz von nicht rationalen Begriffen.



Modernität

Glauben und Religionen sind fragwürdig geworden, weil unsere veränderliche Welt schnelle eigene Anpassung erfordert. Es bleibt aber die Überzeugung, dass die Prinzipien der Natur im wesentlichen einfach sind. Als ein Weg, der uns eben einfach, auf schöne Weise und mit vollem Respekt für unser inneres und äußeres Leben weiterführt, käme Philosophie wohl infrage, scheint jedoch den meisten Menschen eine vielleicht nicht ohne Grund eine zu komplizierte Fachwissenschaft geworden zu sein. Eine populistische, unerlaubt vereinfachende Philosophie wäre aber genauso suspekt. Die Lösung könnte jetzt ein moderner Weg bringen, der sich vor allem auf einem neuen Sinn von Modernität bezieht. Letzterer Begriff muss sich nicht einfach nur auf statiche Zustände aus der kürzlichen Zeit beziehen, sondern kann auch dynamische Prozesse in Entscheidungen widerspiegeln, die damit nicht auf Fixpunkte beschränkt sind.

Wir lassen uns also weniger von großen Glaubenszentralen versorgen, sondern nützen eigene Dynamik nicht nur im Kopf, sondern vielleicht sogar überall in unserem Körper und können damit sowohl fitter als auch genügsamer leben, oder drastischer gesagt weniger ausbeutbar und sicherer in geringerer Abhängigkeit. Das Zusammenwirken von eher statischer Logik und besser ganzheitlich erfassbarer Dynamik kann uns ein viel weiteres Feld von Zusammenhängen zeigen, sowohl im Naturverständnis als auch im menschlichen Bereich.

Wenn wir die beiden bedeutendsten Ergebnisse der Physik vor etwa einem Jahrhundert nehmen und sie jetzt als Basis einer solchen Philosophie nutzen, lässt sich wesentlich vereinfachte Darstellung erreichen. Insbesondere wissen wir einerseits heute, dass Masse und Energie nach der Einstein-Formel (1905) ineinander umgewandelt werden können. Teilchen und Wellen haben andererseits ein duales Wesen, wie von de Broglie (1925) gezeigt wurde. Masse und Energie und auch Teilchen und Wellen bedeuten jedoch praktisch das gleiche, denn Masse besteht aus Teilchen und Energie steckt in Wellen. Wenn wir also auch duale Existenz von Masse und Energie als axiomatische Basis in Naturphilosophie akzeptieren, vermeiden wir einerseits das Thema der Schöpfung und müssen andererseits nicht sofort auf Raum und Zeit Bezug nehmen, die nicht ohne Masse und Energie definiert werden können.

Wir können also die Einstein-Formel nicht nur wie bisher als Ergebnis theoretischer Rechnungen akzeptieren, sondern sie auch als Ausgangspunkt für sich neu bildende natur-philosophische Vorstellungen nehmen. Damit sollten sich erhebliche Vereinfachungen in der Darstellung erreichen lassen, was bereits im Schulunterricht durchaus nützlich sein kann.



Vier Kulturbereiche

Religion, Kunst, Geistes- und Naturwissenschaften können wir als die vier wichtigsten Bereiche ansehen, in welchen sich der Übergang von der vorgegebenen Natur zu unserem beeinflussbaren Leben in Form von sogenannter Kultur widerspiegelt.

Heute sind wir an einem Punkt angekommen, dass wir scheinbar besser wissen und verstehen, was diese vier einigermaßen klar umgrenzten Bereiche beinhalten, als wir das in allgemeinerer Form über Natur, Leben und Kultur sagen können. Um aber letztere zu umreißen, reicht es gewiss nicht aus, uns auf einzelne dieser vier Bereiche zu beziehen, sondern wir müssen sie gemeinsam und damit auch die Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen ihnen betrachten. Das kann weder eine nur fachgebundene noch eine rein statische Aufgabe sein, was durchaus rechtfertigt, insbesondere dynamisch verstandener Philosophie eine größere Rolle zuzubilligen, nachdem diese in einem längeren Zeitabschnitt von den Naturwissenschaften vor allem wegen fehlenden Experimenten eher zurück gedrängt worden war.

Da jeder der vier genannten Kulturbereiche eine Vielzahl von Aspekten beinhaltet, schien es lange unrealistisch, Gemeinsamkeiten für diese in Philosophie finden zu wollen. Zusätzlich wurde das dadurch erschwert, dass die übliche Philosophie sich zumeist auf ein rein rationales Vorgehen beschränkte, während dergleichen in jenen vier Bereichen ursprünglich nicht der Fall war, aber in den heutigen Wissenschaften immer mehr durchgesetzt wurde, zum Beispiel durch Geringschätzung von dynamisch zustande kommender Intuition und Verdammung auch von heuristish motivierter Spekulation. Es scheint also, dass nicht nur das Verhältnis von Natur, Leben und Kultur weiter hinterfragt werden muss, sondern möglichst im Zusammenhang damit auch das Wesen der Philosophie selber vor allem in dynamischer Hinsicht. Das mag uns auch zu einem besseren Verständnis dessen führen, was Dynamik im menschlichen Bereich bewirkt.

Mehrjähriges eigenes Leben in Thailand führte überaus deutlich vor Augen, wie sehr wir als Europäer uns auf den rationalen und damit eher statischen Teil des Lebens beschränken. Logisch zu denken hat bei uns einen viel höheren Stellenwert, so dass wir uns oft völlig unbewusst aus ganzheitlichen Bereichen fernhalten und damit nach subjektivem Eindruck wichtigen Erfahrungen aus dem Weg gehen, welche durchaus den Charakter von naturgemäß dynamischen Experimenten haben. Gleichzeitig kann man in fernöstlichen Ländern an vielen für Europäer oft unerwarteten Punkten auf philosophische Fragen stoßen, muss aber erstaunt feststellen, dass es in jenen Sprachen überhaupt kein Wort in unserem Sinn für Philosophie und Kultur gibt. Die Europäer beschäftigen sich viel stärker mit statischen Zuständen, während Asiaten ihr Gefühl für dynamische Zusammenhänge schulen. Das wird dort etwa als Tempeldienst umschrieben, während ein Naturwissenschaftler darin Wechselwirkungen sieht. Sollen wir solche Unterschiede nur einfach zur Kenntnis nehmen oder besser unsere eigene Position infrage stellen?

Die Entscheidung für letzteres bildete dieVeranlassung, nicht nur wie in der europäischen Tradition dem Wortsinn entsprechend in Philosophie die Liebe zur Weisheit im Sinne einer Lehre zu sehen, sondern zu fragen, ob etwas weiteres dazu kommen muss, um in neue Bereiche vorstoßen zu können. Etwas anderes hervorbringen,- ist das aber nicht der wörtliche Sinn des Wortes „alternativ“? Damit war zunächst eine als alternativ verstandene Philosophie auf den Plan gerufen worden, welche vollständiger als traditionell möglichst alle Bereiche des Lebens erfassen sollte, ohne jedoch in Esoterik, Glaubensbekenntnisse, Fantastik oder Populismus zu verfallen. Als wesentlicher Punkt wurde mehr und mehr die stärkere Berücksichtigung von Dynamik zusätzlich zur wohl akzeptierten Statik und der damit verbundenen Logik gesehen.

In jedem der weiter oben genannten vier Bereiche kann man einen vorrangig betonten menschlichen dynamischen Aspekt feststellen. Religiosität hebt Moral hervor, also sehr wesentlich die Auseinandersetzung zwischen Rechtschaffenheit und Durchsetzung. Kunst sucht in wohl ähnlichem Maße vor allem Balance (Harmonie) zwischen Echtheit und Fake, Geisteswissenschaften konfrontieren sich stark mit der Deutung der materiellen Welt zwischen Sein (Ontologie) und Entwicklung, und Naturwissenschaften begegnen zunehmend der Komplexität im Konflikt zwischen logischer exakter Wahrheitssuche und statistischer unscharfer Ganzheitlichkeit.

Vier prominente Kategorien lassen sich also konstatieren, ohne dabei Eindeutigkeit zu verlangen. Die Frage entsteht, ob sich aus diesen vier teilweise gewiss mit einiger Willkür gewählten Kategorien andere möglicherweise wählbare im Prinzip ableiten lassen. Aus den Naturwissenschaften, insbesondere der Mechanik, ist die Beschreibung in vier Dimensionen wohlbekannt, nämlich mit imaginärer Zeit und drei räumlichen Dimensionen. Der Mensch ist aber Teil der Natur und müsste somit ebenfalls im Prinzip mit vier Dimensionen beschreibbar sein.

Die vier eingangs genannten Bereiche, welche in groben Zügen das umreißen, was wir unter Kultur verstehen könnten, haben alle sehr wesentlich die Aufgabe, Beziehungen zwischen der ursprünglich als unveränderlich (statisch) verstandenen Natur und dem jetzt zunehmend stark veränderlichen (dynamischen) menschlichen Leben herzustellen. Diese Trennung zwischen zunächst nur statisch gesehener Natur und mehr dynamisch interpretiertem Leben ist jedoch durch unser heutiges besseres Verständnis der Bedeutung von Komplexität relativiert.

Geringe Komplexität ist eine Voraussetzung für Logik. Diese ist wiederum eng mit Rationalität verknüpft. Die grundlegenden Verknüpfungen in ihr lassen sich mathematisch auf vier logische Operatoren reduzieren. Hohe Komplexität ist dagegen weitgehend praktisch synonym mit Lebensvorgängen. In diesem Rahmen wird aber Leben nicht nur verstanden als das menschliche Leben oder allenfalls auch noch dasjenige von eher höheren Tieren, sondern umspannt einen viel weiteren und vermutlich unbegrenzten Bereich. Wir dürfen heute auch von Leben fernab vom menschlichen Bereich sprechen, zum Beispiel bei molekularen oder stellaren Abläufen, welche sich ebenfalls regenerativ fortsetzen. Diese Sicht veranlasst uns mehr als zuvor zu Fragen nach dem speziell Menschlichen.



Dualität

Mythen haben diese Auseinandersetzung wohl eingeleitet und können geisteswissenschaftlich vor allem als frühe menschliche Auseinandersetzung zwischen materieller und geistiger Welt gesehen werden. In den letzten vergangenen Jahrhunderten mündete diese schließlich in Dialektik zwischen Materialismus und Idealismus. Naturwissenschaftlich ausgedrückt können sie im Wesentlichen als eine Beschreibung dessen verstanden werden, was Leben genannt wird, ohne sogleich definieren zu können, was das eigentlich ist. Die Auseinandersetzung oder Wechselwirkung zwischen äußerer und innerer Welt (Natur und Psyche), die von Homer als Janusköpfigkeit der göttlichen Weisheit bezeichnet wurde, kann in dem modernen Begriff Dualität eine Entsprechung finden. Zwischen den Ausdrücken Dualität und Dialektik lässt sich ein Bezug sehen, wenn man sagt, dass Wechselwirkung zwischen dualen Zuständen stattfindet wie entsprechend Auseinandersetzung zwischen dialektischen Positionen.

Klassische Philosophie beschränkt sich in dieser Hinsicht weitgehend auf die rationale Auseinandersetzung zwischen Wahrnehmung und Verarbeitung (cognition and processing), welche ebenfalls dialektisch oder dual verstanden werden kann. Der Begriff der Auseinandersetzung findet in dem naturwissnschaftlichen Ausdruck Wechselwirkung eine Parallele. Die Rationalität lässt sich dabei durchaus weitgehend als ein Kind von archaischen Mythen verstehen und wurde zunehmend gleichsam selbstverständlich dem Kopf zugeordnet.

Zu den anderen menschlichen Körperteilen Oberleib, Unterleib und Extremitäten lassen sich aber ebenfalls in gut vertretbarer Näherung jeweils duale Begriffspaare assoziieren, nämlich Gefühl und Vitalität, Sexualität und Macht, sowie Fortbewegung und Aktivitäten.

In rationaler Philosophie werden meist die als animalisch empfundenen Anteile des Lebens fortgelassen. Durch die damit verbundene Tabuisierung wird eine deutliche Trennbarkeit von statischen und dynamischen Anteilen (Zustände und Prozesse) einfacher bzw. möglich.

Dualität lässt sich hier also zweimal in verschiedener Form konstatieren, zunächst innerhalb der einzelnen dominanten Kulturbereiche und außerdem bezüglich unserer Körperteile, was beide Male insgesamt Vier-Dimensionalität bedeuten kann. Da nur drei Dimensionen real sein können, kam Platon wohl genialerweise bereits zur Empfindung des Imaginären als Schattenwelt.

Dualitäten werden wie in Dialektik aus einem Paar von gegensätzlichen, aber in Beziehung stehenden Annahmen einer Analysis gebildet, zu welchen aber zusätzliche, zunächst als sekundär akzeptierte weitere Annahmen dazu kommen.

Beispiele können sehr verschieden sein. So lassen sich links und rechts mit einem Maßstab, Null und Eins mit Rechenregeln, Energie und Masse mit der Einstein-Formel, Existenz und Entwicklung mit Wirkungen und vieles mehr als derartige Dualitäten sehen.

Im Prinzip könnte jede der beiden Annahmen durch Aufspaltung in zwei oder mehrere Unterklassen zerlegt werden. Daraus leitet sich eine allgemeine, insbesondere zuerst in der Biologie beobachtete Kladistik ab. Die Äste sind zunächst gleichwertig, und es entsteht ein näherungsweiser, aber nicht streng symmetrischer “Stammbaum”.

In der Quantenphysik zeigte sich jedoch, dass es zum Beispiel durchaus sein kann, dass sich nur ein Ast der jeweiligen Argumente in drei Gabelungen aufspalten kann, während der andere Ast inert bleibt. Letzterer könnte als das Urargument angesehen werden, und er wird sprachlich in manchen Fällen als imaginär bezeichnet.

Die zuerst mit diesem rationalen sprachlichen Konzept bekannt gewordene Annahme war die Vorstellung einer hier bewusst zuerst genannten imaginären Zeit und eines sich drei-dimensional aufspaltenden realen Raums. Dieses erlaubte nicht nur statische Zustände der anfänglichen Mechanik zu beschreiben, sondern darüber hinaus auch daraus folgende Vorstellungen über stetige dynamische Prozesse wie etwa Schwingungen.

In der Spektralanalyse der Atomphysik zeigte sich dann, dass eine Spektrallinie bei zusätzlichen Einflüssen (Spin) in drei Linien aufspalten kann. Die Zusatzannahme wurde in systematischer Beschreibung durch eine weitere Quantenzahl gegeben, eben für den Spin, welche, wie sich bald zeigte und hier nur angemerkt werden soll, auch halbzahlig sein konnte. Mit der Hinzunahme weiterer Quantenzahlen konnten auch weitergehende beobachtete Aufspaltungen von Spektrallinien erfasst werden, und die Verbreiterung dieser Linien erlaubte Rückschlüsse auf zusätzliche Eigenschaften, insbesondere die Geschwindigkeit. Nicht alle Linien waren also scharf, sondern manche verbreitert (fuzzy). Dass dies eine allgemeine Eigenschaft von Theorien über duale Argumente mit Nebeneinflüssen sein könnte, wurde erst in jüngerer Zeit klar und ist wohl konsistent mit Annahmen für fuzzy Logik.



Systematik

Eine Systematik entsteht also im Prinzip durch Aufspaltungen von Anfangs-Elementen, welche sowohl kommunikative Argumente als auch physische Einheiten sein können, also in geisteswissenschaftlicher Sprechweise von ideeller oder materieller Art. Zuerst wurde diese Art der Systematik in der biologischen Evolution als leitende Idee benutzt. Alle Pflanzen sollten sich demnach von einer Urpflanze ableiten lassen und alle Tiere, nur zögernd den Menschen einschließend, von einem Urtier. Danach wurde sofort weiter geforscht nach einem Urwesen, von welchem alle Pflanzen und Tiere gemeinsam abstammen, dann nach molekularen Einheiten, welche überhaupt zur Bildung von etwas Lebendigem führten, und schließlich weiter nach organischen Grundsubstanzen, welche als Ausgangsstoffe für diese gedient haben konnten, etwa in der Art von Enzymen.

Berechnungen der Geschwindigkeit, mit welcher solche Entwicklungen statistisch zu erwarten sind, zeigten bald, dass diese nicht in den Zeiträumen stattgefunden haben konnten, welche dafür auf der Erde zur Verfügung standen. Heute verdichten sich die Anzeichen dafür, dass wichtige Grundbausteine mit Meteoriten oder Meteoren aus dem Weltraum auf die Erde gekommen sein müssen.

Systematik hat also im Allgemeinen die Form einer hierarchischen Pyramide, an deren Spitze die leitenden Elemente stehen, also wiederum entweder Einwirkungen oder physische Einheiten. Diese Elemente sollten eine Axiomatik darstellen, von welcher ausgegangen werden kann oder muss. Diese können oder müssen aber nicht bewiesen werden, sondern stellen quasi ein fundamentalistisches Ensemble dar, das so oder auch anders gewählt werden kann und sich sowohl theoretisch als auch praktisch bewähren muss.

Theorie und Praxis können aber auch selber als ein duales Paar verstanden werden und unterliegen denselben Kriterien. Wichtig ist, was die Ausgangselemente sind und welche als Zusatzelemente dazu kommen, um in die anfängliche Statik bei höherer Komplexität schließlich die notwendige Dynamik einzuführen. Geisteswissenschaftlich gesprochen entstehen dadurch aus Zuständen Prozesse.

Nicht nur die biologische Evolution, sondern auch die Entwicklung des Rechts und in jüngster Zeit die Suchmaschinen des Internets sind weitere Beispiele für derartige hierarchische Entwicklungen, für welche eine Axiomatik erwünscht ist. Auch bereits die Einteilung der Ordner in einem Computer oder die Anordnung von Lesezeichen für das Internet in Gruppen und Untergruppen mit weiteren Verzweigungen geben Beispiele für das quasi ubiquitäre Wunsch für solche Kladistiken mit einer derartigen Axiomatik an der Spitze.

In der Naturbeschreibung hat sich jedoch herausgestellt, dass eine vierdimensionale Beschreibung mit einer imaginären und drei realen Dimensionen weitgehend anwendbar und auch ausreichend ist, nämlich zunächst durch das Raum-Zeit-System der modernen Physik.

Da die Lebewesen und insbesondere die Menschen aber Teil der Natur sind, muss aus Gründen der Konsistenz angenommen werden, dass auch menschliche Bereiche, insbesondere solche der Kultur, ebenfalls aus einer als imaginär zu betrachtenden und drei als real anzusehenden Kategorien bestehen müssen, welche Dimensionen “aufspannen”. Der imaginär genannte Anteil wäre dabei als anfänglich allein vorhanden zu konzipieren, also etwa archaische und vielleicht schon bei Tieren vorhandene Konzepte von Zuständen, welche noch ein statisches Verständnis beinhalten. Daraus entstanden durch Aufspaltung prozessuale Gebiete, die starke eigene Entwicklung beinhalten, also etwa konkret Kunst, Geistes- und Naturwissenschaften. Das klingt zunächst wieder sehr spekulativ, dürfte sich aber schnell und in vielerlei Hinsicht durch Prüfungen der Konsistenz und konsistente Folgerungen erhärten lassen.

Darüber hinaus scheint aber auch der menschliche Körper, der aus der biologischen Evolution hervorgegangen ist, eine entsprechende Einteilung in einen ursprünglichen “imaginären” Teil in Form des Unterleibes aufzuweisen, welcher bei niedrigen Tieren bereits einen Lebenszyklus mit Stoffwechsel und Vermehrung aufrecht erhalten kann, im Prinzip wie bei Einzellern. Nacheinander sind dann erst Extremitäten (bei Einzellern etwa Geißeln), dann ein Kopf und schlussendlich ein Oberkörper mit einem getrennten Bereich für Energieversorgung entstanden (Herz und Lunge).



Axiomatik

Vierdimemsionalität scheint also generell ein wichtiger Moment in aller in der Natur vorkommender Systematik zu sein. Dazu muss auch vierdimensionale Axiomatik an der Spitze dieser Kladistik gehören.

Die Einführung von Axiomatik bedeutet zunächst einen rein rationalen Ansatz. Mathematische Axiomatik zur Naturbeschreibung formalisiert duale Wechselwirkung zwischen Operatoren (Quantoren und Verknüpfungen). Axiomatik kann jedoch allgemeiner als ein Kind alternativer Philosophie verstanden werden, wenn zunächst keine Eingrenzung auf Denken und Wahrnehmen erfolgt. Bei Eingrenzung auf Logik sind vier Quantoren (messbare Größen) und vier logische Verknüpfungen erforderlich. Da auch hier nur drei real sein können (z.B. drei räumliche Dimensionen), ist der vierte Operator als imaginär zu betrachten. Als imaginärer Quantor kommt logisch, also bei geringer Komplexität, nur die Generationenfolge infrage, während holistisch, also bei hoher Komplexität, das wahlweise Zeit, Entstehung oder Entwicklung sein können. Während logisch als alleiniger imaginärer Operator die Negation fungiert, kann holistisch der zweite Hauptsatz der Thermodynamik diese Rolle übernehmen.

Alternativ lässt sich sagen, dass das Sein sich entwickelt, oder stattdessen, dass Entwicklung ist (ein Sein hat). Die Beziehung zwischen Sein und Entwicklung erscheint zunächst als dualer Mythos. Modern gesehen kann damit jedoch die Wechselwirkung zwischen Materie und Feldern, also Masse und Energie verstanden werden (Einstein-Formel).

Zwischen Logik und Holistik muss es im Prinzip einen Übergang in Art einer Dimension geben, welcher kontinuierlich sein kann. Bei höherer Komplexität bricht die Logik zusammen, was sich u.a. in Unschärfe zeigt. Folglich ist man angewiesen auf schrittweise Annäherung an Grenzwerte am Rand des Bereichs, also an etwas Unbekanntes, wie z.B. eine höhere (anfangs noch nicht definierte) Ordnung. Der einfachste Fall ist das Verlassen von linearen Systemen bei Einführung von quadratischen Termen. Wenn die Erde nicht mehr als flache Scheibe verstanden wird, müssen quadratische Terme hinzukommen, also zunächst einmal Kreise.

Rekursion als zyklische Annäherung muss sich jedoch nicht, einem häufigen Missverständnis folgend, in einem Kreis bewegen, sondern kann sich auch als Spirale oder wandernde Ellipse an etwas Unbekanntes annähern (entsprechend den Bahnen von Planeten eines Sterns). Verursachende Störungen können aber dann und nur dann möglich sein, falls es sich um ein nicht abgeschlossenes (zumindest in Teilen offenes) System handelt. Derartige Rekursion geht über Logik hinaus, welche somit allgemeiner als ein nicht abgeschlossenes System gesehen werden kann, als dessen Außenbereich Holistik einbezogen wird. Logik und Holistik lassen sich demnach dual verstehen. Im Rahmen alternativer Philosophie, jedoch nicht logisch begründbar, sollte es erlaubt sein, Weisheit als Oberbegriff für Logik und Holistik zusammen zu verstehen.



Regeln

Ist das gesamte Leben nur ein Spiel? Dieser Satz scheint höchst philosophisch zu sein, denn jedes einzelne Wort in ihm kann in vielerlei Hinsicht hinterfragt werden und führt außerdem und innerdem noch zu weiteren Möglichkeiten, in Geheimnisse einzudringen, welche neugierige Lebensforscher in ähnlich vielerlei Hinsicht reizen mögen. Sollten wir vielleicht zuerst das Vokabular klären, dann nach den Regeln schauen und uns schlussendlich nach dem orientieren, was dahinter steckt oder vielleicht auch daraus folgt? Oder geht es nur um hier und jetzt?

Die Mehrzahl der Menschen kümmert sich wenig um das, was hinter den Regeln eines Spiels oder schlicht und einfach auch des Lebens steckt. Die Regeln scheinen vorgegeben zu sein, also sowieso nicht veränderbar, und somit dürfte es wie unnötiger Zeitvertreib ausschauen, sich darum zu kümmern. Die Regeln scheinen äußerst kompliziert zu sein und werden deshalb der Kaste der Priester und Professoren als Futter überlassen.

Doch die Annahme, dass es dabei ausschließlich um Köpfchen geht, hat sich zum Beispiel bei Raben noch nicht durchgesetzt. Diese halten sich arroganterweise für die intelligentesten aller Vögel, fühlen sich gleichermaßen den großen Kondoren und den kleinen Kolibris überlegen, und ganz besonders auch den Menschen, die überhaupt nicht fliegen können.

Die Regeln haben also etwas mit Intelligenz zu tun, aber nicht nur mit Köpfchen. Geht es vor allem um Schnelligkeit? Gewiss haben die Raben großes Tempo vorzuweisen. Doch kaum ein Mensch denkt oder fühlt mit, was jene des Nachts tun. Sie verkriechen sich, sind faul und vögeln eben, was sehr wesentlich sein dürfte. Doch sie sind auch Künstler, ja, Flugkünstler.

Geht es bei den Raben wie bei Buddha einfach um einen Mittleren Weg zwischen höchst beweglich oder faul etwa in der Mitte, und zwischen Künstler oder vögeln? Ähnlich suchen sie aber auch kommunikative Kompromisse zwischen näheren und ferneren Orten für ihren Lebensunterhalt, und materielle zwischen leckerer Nahrung und notfalls auch demjenigen, was die Menschen abfällig als Aas bezeichnen. Ob diese anderen Zweibeiner auch ein vergleichbar gutes Gedächtnis- und Antikörpersystem haben?

Anpassungsfähigkeit ist also von größter Wichtigkeit. Widerspricht das aber nicht fixierten Regeln in einem Spiel? Es bleibt eigentlich nur die Folgerung, dass es um die Entwicklung von Regeln für Regeln geht, also wieder einmal um ein Metasystem, ein System, das sich selber entwickelt.

Fixierte Regeln wie in einem Schachspiel werden folglich als wenig lebenstauglich angesehen. Computerspiele können dagegen laufend weiter entwickelt werden. Sie passen sich dem Markt an. Ist der Markt so etwas wie das Leben?

Programmierer wissen genau, dass zunächst eine Umgebung definiert werden muss und sodann die eigentlichen Regeln folgen. Sie treffen damit Sprachregelungen, ohne welche keine Regeln aufgestellt werden können. Philosophen haben aber oft bereits festgelegte Sprachregelungen, reden von Ontologie, vom Sein, von Zuständen, von Statik, und kümmern sich relativ wenig um ihre Umgebung. Erst in jüngster Zeit wird die Abhängigkeit von der Sprache weiter deutlich, und auch die andere Seite des Lebens, der Welt, von Gott und den Menschen wird wirklich bewusst, dass nämlich alles fließt, sich entwickelt, ein Prozess ist und damit Dynamik.

Entsprechende Sprachregelungen tauchen nun auch wie Phoenix aus der Asche für die Regeln selber auf und könnten aufschlussreich sein,- Begriffe wie Instinkt, Tabu, Gesetz, Axiomatik. Alle werden für interessant erklärt, doch die eigentliche spannende Frage ist diejenige nach dem nächsten Schritt. Ist das Selbstorganisation, das Wesen von sofort auf den Plan gerufener Metaaxiomatik? Kommen wir damit wieder bei den angeblichen Anfängen der Natur an und gleichzeitig an ihrem Ende? Der Rabe bittet um Entschuldigung für den Gebrauch des Wortes “gleichzeitig”, welcher natürlich imaginär ist.



Dimensionen

Vier-Dimensionalität

Menschliches Verstehen, sowohl das nach außen gerichtete als auch dessen, was der Mensch selber ist, scheint sich also unter Beschränkung auf vier Katagorien verstehen lassen, welche zwischen Dualitäten als Extrempositionen vier Dimensionen aufspannen. Damit sich aus Dualität nicht einfach wieder Dualität ergibt, muss Asymmetrie ins Spiel kommen. Als einfachste asymmetrische Annahme könnte eine erste Dimension noch ohne die Eigenschaft der Dualität angenommen werden, die unumkehrbar sein muss, was gleichbedeutend wie die Bezeichnung “imaginär” wäre. Logisch könnte sie, wie bereits gesagt, als die Negation interpretiert werden, holistisch dagegen als der Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, welcher als reiner Erfahrungssatz nicht bewiesen werden kann. Die anderen drei Kategorien bzw. die von ihnen aufgespannten Dimensionen müssen dann notwendigerweise umkehrbar sein und werden real genannt.

Vier-Dimensionalität beinhaltet also in klassischer mathematischer Beschreibung, vor allem der Physik der Mechanik, imaginär die Zeit (Entstehen und Vergehen), real dagegen drei räumliche Koordinaten (jeweils positiv und negativ). In der sich entwickelnden Natur können darunter entsprechend imaginär die Energie, real dagegen drei teilweise immer noch nicht gesicherte Formen von Masse (“normale” Materie, dunkle Materie und dunkle Energie) verstanden werden. Im Leben können imaginär anstelle der physikalischen Zeit Generationen (Geburt und Tod) und real anstelle des physikalischen Raumes drei Lebensbereiche (tägliches Leben, Introvertiertheit und Extrovertiertheit) zunächst allgemein konzipiert werden. In der Kultur ließen sich darunter imaginär Durchsetzung und real die drei Bereiche Unternehmen (Ökonomie), Lebenserhalt (Ökologie) und Kontrolle (Rationalität) subsummieren.

Zunächst als Illustration gemeint lassen sich auch in wesentlichen Grundbestandteilen unseres Lebens jeweils ein imaginärer und drei reale Bereiche konstatieren. Wasser beinhaltet Superfluidität, welche vielleicht einen Beitrag zum Begriff des “Imaginären” liefern könnte, und die drei durchaus real verständlichen Phasen fest, flüssig und gasförmig. Der menschliche Körper beinhaltet den imaginären Bereich im Unterleib (Liebe bzw. Anziehung und Sex bzw. Vermehrung) und drei reale Bereiche, nämlich in evolutionärerv Reihenfolge die Extremitäten (Bewegung und Aktivitäten), den Kopf (Wahrnehmung und Verarbeitung) und den Oberleib (Gefühl und Fitness). Dies mag zunächst einen unwissenschaftlichen Eindruck machen, enthält aber mit einiger Wahrscheinlichkeit doch bedenkenswerte und begründbare Ideen. 

Wechselwirkung und Rekursion

(Wahrheit und Dichtung)


Leben entsteht,

die Zeit vergeht,

der Tod tut not,

Not ist auch Leben. 

From statics to dynamics

Recursion generally seems to be a widely underrated practice not only in some mathematical realms, but also for gaining a deeper understanding of commonly taken for granted terms such as life. This becomes clear when we ask if we can talk about life in the macro world (relating to the earth or the solar system or a galaxy) or in the micro world (molecules showing mobility, atoms or elementary particles, which can already quantum mechanically be understood as interactions between particles and fields). This is also expressed in historical controversies, whether "the" life was created or developed. Thus, ontology is opposed to a philosophy of development, which de facto gives a central meaning to the concept of recursion. Emergence and development can thus also be understood as mutually dual terms. This may similarly be true for other such terms often accepted in unreflected manner such as, for instance, freedom.

As a major deficiency of the classical formulation appear the often inadequate definitions of the terms used. In particular, with the new theory of fractals, a formulation consistent with mathematics is becoming more and more prevalent in saying that a state in a generation n + 1 is a function of a state in a generation n. This results in a seemingly simple functional linking of processes with states, which however necessarily contains a singularity (eg birth and death) and thus goes beyond the classical theory of functions::

f (n + 1) = a + b * f (n)

which is also able to describes singularities, but does not seem to grasp its true meaning.

Thus, the concept of effect necessarily includes the transition from one generation to the next, however such a generation is understood. In the simplest and everyday case, it is based on time, which can falsely suggest continuity.

Because of said singularity, the transition from static state description to dynamic process description is necessarily mind-expanding, e.g. the transition from the image of a flat earth to the idea of ​​the earth as a sphere. More generally, the quadrature of the circle and the like, e.g. also, the question of whether the chicken or the egg first arose, can only be described by the addition of an outdoor area in a partially open system involving external disturbances.

Such singularities and previously unconscious influences from transitions includung the outsideare are in principle captured by the term paradigm shift coined by Thomas S. Kuhn (1962).  

Alternative philosophy

is vaguely defined at first sight and primitive and has nothing to offer for learning. There is a danger that university philosophers will starve to death. In this respect, and not by chance, it resembles minimal music. You may not like it, although it does not mean contempt for any kind of so-called classical music, including Gregorian singing, which is even used creatively. The same applies to alternative philosophy, which has already been described as a minimal philosophy. But this will make it even more difficult to make clear their simple nature as beauty for mostly highly specialized professionals of questionably widely accepted peer review.

The new beloved child loves Homer as much as Minimal Music likes Gregorius. Both were somehow monks, but both only about fifty percent, because they also followed a then already secretly accepted middle way, which was not provided for in the doctrine of faith.

But we should not overlook a significant point mentioned above. You can not, or rather, it is not possible at all to learn such a mini-philosophy. The reason is perfectly clear to regular listeners of minimal music. You may have noticed that in those creations seemingly little happens. But in a second run, one can notice that in such music of recognized good quality there are almost never two equal bars.

Continuous variation makes learning virtually impossible. Here, learning takes on a different meaning, which involves much more than just rational perception and processing. It is music that is made of the whole body and for the whole body, so at least to dance and to express feelings and certainly also to make love is well suited, whereby thought, digestion, exercise and even work are not excluded. Attention! Such work could be fun and enjoyable. Important in any case is the slow but admittedly never completely possible approach to something unknown by just that recursion.

Philosophy and meditation

This other meaning of learning is obviously more captured by meditation than philosophy, which in turn seeks to just understand. This again raises the unresolved question of the possibility of universal definitions for these two terms, which are very dependent on local cultures. The emphasized rationality of Western philosophies and, on the other hand, the lack of rationality in the meditations, which originate mostly from Eastern cultures, make this immediately apparent.

A considerable but clearly limited number of philosophies as well as meditations can be stated. In the previous sections, the four-dimensional structure of the individual dimensions was highlighted and also the duality of the extreme values representing the presumably necessary but also sufficient four categories with their respective dialectic. This means a total of eight areas, as well for the types of philosophy as for the types of meditation.

The crucial difference between philosophy and meditation almost coincides with the difference between theory and practice, a little observed fact hitherto. In effect, this brings about much simpler definitions of these terms, about which one can agree quite independently of individual cultures. Remarkable is indeed that already the historical Buddhism with its eight-fold way seemed to have such a feeling.

First of all, it is possible to enumerate, so to speak, that one can conceive both a kind of philosophy and a kind of meditation for pairs of terms understandable by both duality and by dialectic. These are pairs of perception (cognition) and process thinking (processing), for feeling and body energy (fitness), for sex (tantra) and morality (power), and finally for activities (work etc.) and moving around (research and travel). On the one hand, these eight species can be assigned to four not necessarily clearly defined cultural areas and, on the other hand, to the human body parts.

Accordingly, philosophy and meditation can indeed be seen as a dual or dialectically understandable subjects, thereby providing completely new possibilities for insight. Likewise theory and practice can also be understood as a dual or cum granu salis as a dialectical pair. Not controversy over the definition of these terms is important, but above all the assertion involved, which even has the character of a hardly refutable statement that it generally does not depend on one-sided extreme positions, but the intermediate range must be explored. This means that neither exclusive philosophy nor exclusive meditation may carry us onb as far as rather a middle way between the two which is always to be redefined and understood in this sense as dynamic and modern.

Problem and conflict resolution

Conflicts in life can accordingly better be solved not only by philosophy or only by meditation alone but, loosely stated, require a mixture of both. Likewise, one-sided theory as well as exclusive practice do not bring about conflict resolution. Rather, such imbalances are likely to be the cause of violence, often including military conflicts. We have to learn to orient ourselves in the intermediate areas. This can not be the classical philosophy alone, but only a more advanced modern alternative philosophy, which means not simply a vague new form of philosophy, but the full inclusion of the intermediate areas in life.

Again and again, classical philosophy was accused of lack of experimentation, especially by the scientific community. Meditation actually can have the character of such experiments. However, reproducibility is only approximately possible given the high complexity that exists in life. Even the natural sciences themselves now have to come to terms with the occurrence of uncertainty. Only closed systems with a limited number of components have strict logic and are therefore completely reproducible. This does not rule out that even statistical results can be reproducible, but not completely strict. Smallest disturbations can already initiate new development.

Similar considerations apply to the relationship between theory and practice, except that here in general it is not simply about task-like problems in individual human life, but also about potentially dangerous social conflicts. Instead like in limited personal problems, here massive power and violence can be involved. The prevention and avoidance of any life-threatening violence is the core concern of all modern and thereby here dynamically understood societies. Ideologies are pure theory and dictatorship is pure practice. Both do not lead to the goal, but only such a balanced middle way can do it. However, the repetition of this term, sounding like a mantra at first, should not discourage, but emphasize the importance of weighing our own balance between theory and practice, from which ultimately the ability to compromise of an entire society emerges. So, above all, we need to foster these areas between theory and practice, where there are large deficits practically everywhere, both in one's own personal life and in any kind of social conflict. Investing here is likely to be the best possible means of preventing bad violence and thus the best way to foster conflict resolution. Balancing and finding compromises may mean the same thing.

Being and development

Well-known keywords of classical philosophy appear as one-sided positions in the proposed alternative philosophy, between which we also wish to take a position. With the proposed basic philosophical concepts, attempts are made to grasp situations as well as knowledge in a simple and as general as possible.way.

We can understand the word situations largely as a colloquial expression for being or existence. Initially, situations primarily concern the practice, which includes the meaning of having synthetical orientation. Knowledge describes colloquially to a greater extent a development. Accordingly, it can initially be predominantly attributed to theory while tending to be analytically oriented.

In all the above-mentioned areas, structure is probably the most commonly used general or extensively applied term for relationships. The term can be used both for situations and for knowledge and thus in a philosophically extended way of speaking for being (existence) and development. It can be used for both practical synthesis and theoretical analysis, but has an extra dimension over the definable terms situation and knowledge. It stands to reason to understand situation and knowledge as three-dimensional real concepts and to classify said additional dimension of structures as imaginary. Situations are represented three-dimensionally by Euclidean (vector) geometry, and knowledge is classically described by functional (algebraic) dependencies. Structures, e.g. natural structures like faces, clouds or rivers, however, comprise more than this and can only be approximated or partially understood through situations or knowledge. The additional fourth dimension thus characterizes structures and attributes uncertainty to them. Structures understood in this way can only be comprehended recursively, they are inevitably dynamic in nature and could be understood as modern in this respect.

Military and business strategists have been interested in structures, and in particular John A. Warden divided this term into five parts, - leadership, process, infrastructure, elements, and effect, which, in the language used here, need to be understood as five dimensions (or categories)..

However, general four-dimensionality has been made very probable in two completely different ways, both by attribution to the human body parts following from biological evolution and also to cultural domains following their evolution. Therefore, it is also probable that the term structure should be four-dimensional. The number of shares in the above mentioned listing can easily be reduced to four if assuming a lead process, ie by not segregating leadership and process. This also avoids possibly required statements about a god or leader.

Structures can be attributed to both cult-related and innovative concepts including many very different areas such as religion, philosophy, business or even fight. There is a separate assignment for each area. They are understood in the relevant current case as process, infrastructure, elements and effects. This can not and should not be investigated here in detail. In particular, cult-like concepts are supposed to have static character and to reflect a state of mind, whereas those innovative concepts mean dynamics and process thinking. It seems important, that said kind of thinking refers not only to a linear form in kind of blogging, but also to network-like processes and, moreover, to processes which go beyond exclusive thinking in the strict sense including influences from emotional, animal and activity-related areas. Only strictly theoretical systems can be assumed to be completely closed, while for all other cases this can not be shown. Dynamic processes (and thus all innovative processes) are continuous in simple cases and could be still close to static descriptions, but may also include possible discontinuities (singularities, interruptions), which can have immense significance in politics.  

Specialization and versatility

Static situations are by nature fixed on a guiding process and thus have kind of a cultic character. In principle, this fixing of states can be made to almost anything, both in areas of nature and in human areas (sometimes already in higher animals). In the case of nature, spatial claims meaning territory derive from it in both humans and animals. In the human areas, corresponding claims can be made in all parts, which can be assigned to the four different parts of the body as well as to the different cultural areas mentioned above.

Territorial claims can be better enforced through mergers, which leads to herding or formation of societies. The associated specialization, however, arosen in the initial natural conditions and can not adapt quickly to changes under those static conditions. In the latter, however, unbound animals, which include predators, hunters, and even modern notebook nomads, have greater opportunities. These instinctively or through insight have a greater or even almost complete dynamic share, but in group or social cohesion it is rather of dubious value. In particular, extreme cases seem questionable, ie purely static or purely dynamically understandable cases. Such individuals are on the one hand fixed or unfree and essentially subordinated to a single goal, and on the other hand, completely unbound and thus irresponsible. At this point, is it again appropriate to demand a modern middle way, which requires constant own small course corrections and readiness for compromises?

In dynamic conditions, however, possible singularities are always the critical point. In static conditions nobody is plagued by such problems because they can not be foreseen there. But what can individuals in dynamic circumstances do to cope with it?

Singularities are constantly occurring in life in the form of birth and death, of new foundations and bankruptcies, of newly emerging territories, and others that are disappearing. We have to learn to work around this, which, admittedly, will never be completely possible. But may the reluctant word recursion be mentioned again?

Modern law

Defining what is law in a certain area today seems to be a fundamental right of every country. This is secured militarily and criminally in often not exactly squeamish way, and who does not agree with or violates this will be tried and set "out of the game", either by military or by so-called law enforcement.

This procedure is absolutely human in the sense that it is fundamentally contrary to natural law, e.g. the animals are practically ignored. It is based on archaic principles rather not justified in modern terms, and mainly on Roman law in the western world. Natural law, on the other hand, is based, from today's point of view, above all on a mixture of Darwinism with elements which we can roughly call morals and which in some form already exist in animal populations, e.g. protection of kinship and support of important areas of life.

To change this situation could and should be the task of a simplified modern and in this sense alternative philosophy, which can be accepted on the one hand as being generally understandable and on the other hand as the basis for the above mentioned fixing of states.

The most important basis of such a philosophy is now seen in the duality of being and development. This is not about principles of faith as it used to be, but results from insights that can be regarded as generally binding and not only within the context of religious identifications. If one wants to create a new legal basis from this, then in any case a right to being and a right to development must be assumed. These two basic interconnected kinds of so understood right would have to be recognized as equivalent pillars of a new jurisdiction, which implies that mediation between the two types of fundamental right should be a primary and absolutely paramount principle of modern jurisprudence.

Renewed secularization

Religious communities of all shades are decisively involved in the cause of the vast majority of current events that are shattering world politics and private life of populations, as reflected in the grim daily news. They essentially serve local identifications and do virtually nothing against the almost invisible huge arms production and the associated trade, but are in many places even behind it. This should finally contribute to the consistent realization that all established religions have served as partners in tpower politics and should be eliminated as much as possible from the political business.

The feared vacuum in its place could be taken over by modernized philosophy, which can not be limited to rationality, although nothing should be objected to rational philosophy. But it is not sufficient and urgently needs to be extended by further shares, which were basically present in the archaic Greek philosophy and then, bit by bit, were turned off in often very obscure and even devious ways. Suppression of sexuality in particular, which religions developed almost regularly to support their own claims to power, plays an important role in this, as does the usually very reckless animal husbandry, which is almost never guided by respect for the life of other living beings.

A fresh wave of secularization, quite in the style of Lessing's times and ideas, but fundamentally renewed and modernized, seems imperative. Religiousness is certainly not harmful and should be promoted today as well as by Lessing's "Nathan the Wise". But where is there such a religiosity separate from claims to power? You can search it like pinheads. Everywhere religious representatives immediately appear in positions of power and make all kinds of demands without fostering any awareness, what mischief is done to them. This also applies to their own ranks, that is to say the power which is apparently indispensably exercised in media committees (TV) and which even still appears to be of benefit to a majority of the population. It continues on both wings of all major parties in the current terrible conflicts in the Orient and also in the distant seemingly so peace-loving Asia, where religious groups work shamelessly with dictatorships and cause just such mischief.

Possessions

At the beginning of all religious organizations is the construction of so-called sacred buildings, which, however, above all create the property and power in the hands of people prominent in these organizations, that is, initially generally a priestly caste. While until then in early forms of society buildings were only built for protection purposes, which did not establish crucial personal possessions, this situation changed fundamentally with the creation of sacred buildings. This gave the people above all a sense of the importance of ownership. They learned from the beginning to cuddle. It runs like a red thread through all subsequent historical development and over time becomes a deep-seated, widespread war that still continues to breed today among supporters of different colors, most notably the red and black ones. Possession is the trigger of virtually all modern conflicts and so deep-seated that it just seems pointless to most people to even go into it.

To deal with this issue people have given much attention to the discovery of the completely different social behavior of the otherwise practically identical monkey populations on both sides of the Congo river having become so broad duringt the last one million years that it has become a barrier for the animals, so that very different behaviors could emerge. On the northern side resources were scarce and led to an aggressive behavior of the chimpanzees differentiating there, which lead veritable wars between them. On the south side, the separately developing bonobos had plenty of food and learned to resolve conflicts occurring there through frequent sexual intercourse. This seems to be biologically the more sensible method, because so always the fastest reacting partners come into play, which corresponds to the basic principle of Darwinian selection, namely that rapid reaction is a particularly important element in the struggle for survival.

Today, however, this element is systematically eliminated by the demonization of such direct sexuality by virtually all religious organizations.

Ownership has become the main defining issue of all modern production organizations nitially being seized simply by force, in particular by land grabbing, especially with the participation of the then leading elites in historical societies, which usually merged more or less seamlessly into noble and monarchist and later other public structures.

W§anting to set off today again at this point seems almost hopeless, but appears still absolutely necessary. This, just like secularization, can not happen all of a sudden, but only with caution, e.g. by slowly cranking up taxation and restituting ownership of common property in infinitesimal steps. This realization coincides completely with the worrying finding of an ever-widening gap between rich and poor, which to reduce appears to many people to be the most urgent need. A real balance between communism and capitalism has not yet been realized the slightest bit and continues to be wanted as a victory decided by both sides for themselves.

To motivate such a movement and to start it carefully ican be understood as a concern of alternative philosophy. Politics could therefore, as in the Platonic sense, once again be the offspring of a philosophy that, however, is to be changed in its consciousness. It basically provides clear guidance with the easily understandable and conveyable idea of a modern middle way, how as well related and also other conflicts could be avoided. This can only happen in ongoing, continuous gently widening interactions between private and public sectors, but it must also cautiously encompass the aforementioned areas without falsely showing up as guru, missionary or preacher.

Learning and competition

Emergence in small steps

Rational concepts, above all logical statements about states, for sure have advantages over mostly recursive approximations, especially because of their accuracy. This is largely independent of their nature. The description of an image by pixels allows e.g. the exact reproduction of each single point. The size of a picture is determined only by the number of pixels. However, a much higher number of pixels or coefficients are needed than for a fractal description which results from improving an initial generation-to-generation assumption but is unable to accurately render individual pixels.

States can be determined rationally. In philosophical terms, it means the investigation of existent being, which can be done with the utmost accuracy in the framework of statics while in this case renouncing dynamics. The addition of dynamics inevitably leads to a renunciation of full accuracy, but allows to capture the development of processes what constitutes the very essence of dynamics, modernity and learning. Determining and learning are thus fundamentally different categories, as humanists say, or different dimensions in scientific language.

Clearly conceiving this difference is of utmost importance in all areas between theory and practice. Pixel images represent states, and dynamics can only be created as an illusion by rapid succession of such images, which is the basis of television. Fractal images, on the other hand, can continue to evolve at any time, which corresponds to learning processes. In principle, every single image can be derived by changing or specifying a single coefficient from the previous image with minimal loss of time. This consideration is not only valid for images, but for all dynamic processes and their description. Learning is generally the addition of an "additional triviality" in a subsequent step and thus should theoretically be more effective, the faster these steps take place. However, this is only correct in a limited way, because each step also means an additional expenditure of energy, and energy is not available indefinitely.

Life emerges according to scientific ideas from automatons or immobile unicellulars. These first jump from one state to the next under energy change, which can be coded or described by quantum numbers or at low energies by genetic code. These states can in principle be detected rationally. The transition from static to dynamic description as a crucial step in biological evolution in nature is brought about by the transition from immobile crystals to mobile enzymes, allowing for learning and thus effective development. This is the basis for forming extremities, in the simplest case of flagella in bacteria.

The lower abdomen of higher living beings begins with unicellulars. So the first step following evolution is forming extremities. Then follows a head and finally a clearly differentiated body. These further developments of biological evolution can be understood as consequences of learning processes in the sense of Darwinism. The assumption of a statistical emergence of new states only by mutations could not explain the actual speed of evolution. Faster learning processes through transition from generation to generation are therefore crucial.

The trick of learning considered as being modern in the sense of dynamic learning now consists in the reduction of the generation time, which is no longer identical with the lifetime, but only depends on the energy input. Each individual learning step thus represents "simply" an improvement over the previous "generation" in learning, which is no longer necessarily related to birth and death and thus avoids the problem of highly destructive singularities. Learning becomes a practically continuous process, even though it is gradual. The individual steps need only to procede as fast as possible and with the lowest possible energy consumption. This is the decisive basis of all competition.

Every single step represents an initially infinitesimal small emergence. The higher the density of the involved components, the more this comes close to actual emergence. This is generally true, so equally for elementary particles, human creativity and astronomical super or kilonovae.

Of particular interest in the human field is learning as a biological process. This can initially be attributed to genetic recombination, which we now know can also involve the involvement of proteinaceous components that attach to the actual genetic material. Higher evolution has then led to the development of a special type of neuron for this purpose, the so-called mirror neurons. Details will not be discussed further here.

Average people in modern societies have conscience that in the fight for being assertive, it is very important to be able to make quick decisions. This is reflected in the many observers' incomprehensible high interest of mobile phone users to engage in "gaming" at every possible opportunity. These games on the usually not very large displays have an important, but usually not highlighted or even completely unconscious goal, namely to train fast decision-making ability, which is best possible in countless tiny individual steps.  

Complexity

The practical handling of complex situations may first appear to us as the most essential problem in difficult life situations and also in games that simulate them. But it may make sense to start questioning complexity in the respective environment. In the religious realm there may be concerned the wide field between inner stillness and outer infinity, in art between a single point and the full environment, in the humanities between the spiritual inner center and the material outer world, and in science between sharp logic in the treatment of simple mechanical problems and fuzzy holism in quantum mechanical field theory.

In general, it seems to be about comprehensibility, which finally leads to measurability in natural sciences. But what is comprehensible or measurable? It is not just about the potentially very high number of elements involved, but above all about the relationship, usually called interaction in this context, of each individual element with each other one. Thus understood the importance of complexity is seen in a wider context, which is closely linked to the idea of long-range action in a network.

Each element has in principle both material and kind of an ideal nature or point and field characteristics in modern language and has an effect on “Einstein's playground”. At least theoretically, it can mutually transform matter and energy into one another, immediately pointing out the inseparable connection between theory and practice. It not only exists but also participates in development.

Complexity is apparently much more complex than we seem to be able to grasp. In each of the above areas, which could well be differentiated, there in addition seems to be a certain human consensus on how we handle it. The religious answer may be humility, the artistic answer may be creativity, the mental position the making of references, and the scientific behavior may be characterized by verifiability. Everywhere there is a wide scope that can be understood as a leeway of morality, development or humanity or just as Einstein's playground.

The most important human "fact" may be relationships. Again, it may be true that the relationship of two persons is even more dominated by logic than that of three or more individuals or groups. Our society is relatively logically oriented in comparison with former times and with less developed countries and insists accordingly strongly on monogamy, thus on relations probably favorable for the society by involving only two persons. A undeniable higher proportion of people with more complex relationships can be found in Asian countries, which tend more to holism. To the same extent as we feel that the general network is growing, which means not only advantage, but also accountability, so-called poliamory relations can be observed more frequently here too, to which the author of these lines increasingly confesses.

However, since political conditions and private structures are certainly mirrored in each other, such changes are likely to be increasingly expected in politics, which may indicate an increase in the importance of diffuse political movements replacing more sharply defined political parties.

All this may initially unsettle peoples. It will certainly become more pleasing if the feeling grows that seemingly clear fundamentalism can actually does not help to avoid confrontation with networked formation of opinion. In art, the insight can increase for the astonishing fact that it thrives particularly well on the borders between lower and higher complexity. Spiritual wisdom will be valued more highly when acknowledging a diffuse nature. The natural sciences will also benefit from the insight that fuzzy relations have a much wider validity than previously assumed.

Not only simple and complex facts, but generally logic and wholeness can be understood as dual pairs. But even in the current discussion about human gender relationships, there is a trend from #MeToo to #ConsentMatters, reflecting a growing awareness for social nets involving mutual duality.

Von Statik zu Dynamik

Rekursion scheint generell noch ein weithin unterschätztes Verfahren nicht nur in manchen mathematischen Bereichen, sondern auch dafür zu sein, um zu tieferem Verständnis von gemeinhin eher als selbstverständlich gehaltenen Begriffen wie etwa Leben zu kommen. Dies wird deutlich, wenn wir fragen, ob wir von Leben reden können in der Makrowelt (bezogen auf die Erde oder das Sonnensystem oder eine Galaxie) oder ebenso in der Mikrowelt (bewegliche Moleküle, Atome oder Elementarteilchen, welche quantenmechanisch bereits als Wechselwirkung zwischen Partikeln und Feldern verstanden werden). Dies kommt auch in historischen Kontroversen zum Ausdruck, ob „das“ Leben entstanden sei oder sich entwickelt habe. So wird der Ontologie eine Philosophie der Entwicklung entgegen gesetzt, was de facto dem Begriff der Rekursion eine zentrale Bedeutung gibt. Entstehung und Entwicklung können so auch als zueinander duale Begriffe verstanden werden. Dies mag ähnlich auch für andere derartige oft unreflektiert akzeptierte Begriffe wie z.B. Freiheit gelten.

In der klassischen Wissenschaftstheorie sagt man, eine Ursache bewirke ein Ergebnis, welches als Wirkung genommen wird.. Als wesentlicher Mangel der klassischen Formulierung erscheinen die meist unzureichenden Definitionen der verwendeten Ausdrücke. Insbesondere durch die neue Theorie der Fraktale setzt sich stattdessen die mit der Mathematik konsistente Formulierung immer mehr durch, dass man sagt, ein Zustand in einer Generation n+1 sei eine Funktion eines Zustandes in einer Generation n. Damit ergibt sich eine zwar nur scheinbar einfache funktionale Verknüpfung von Prozessen mit Zuständen, welche aber zwingend eine Singularität enthält (z.B. Geburt und Tod) und damit entscheidend über die klassische Funktionsmathematik hinausgeht:

f(n+1) = a + b * f (n)

welche zwar auch Singularitäten beschreiben kann, jedoch ihre eigentliche Bedeutung nicht zu erfassen scheint.

Der Begriff der Wirkung schließt also zwingend den Übergang von einer Generation auf die folgende ein, wie auch immer eine derartige Generation verstanden sei. Im einfachsten und alltäglichen Fall wird dabei von der Zeit ausgegangen, was jedoch fälschlich Kontinuität suggerieren kann.

Wegen besagter Singularität ist der Übergang von statischer Zustandsbeschreibung zu dynamischer Prozessbeschreibung zwangsläufig Bewusstseins-erweiternd, wie z.B. der Übergang vom Bild einer flachen Erde zur Vorstellung der Erde als Kugel. Allgemeiner lassen sich die Quadratur des Kreises und ähnlich z.B. auch die Frage, ob zuerst das Huhn oder das Ei entstanden sei, nur durch die Hinzunahme eines Außenbereichs erfassen, d.h. in einem nicht abgeschlossenen System, welches Störungen von außen beinhaltet.

Solche Singularitäten und zuvor unbewusste Einflüsse von außen einschließende Übergänge werden im Prinzip von dem 1962 von Thomas S. Kuhn geprägten Ausdruck Paradigmawechsel erfasst.



Alternative Philosophie

ist auf den ersten Blick vage definiert und primitiv und hat nichts zum Lernen anzubieten. Es besteht die Gefahr, dass Hochschul-Philosophen damit verhungern. In dieser Hinsicht und nicht zufällig ähnelt sie minimaler Musik. Vielleicht gefällt das nicht, obwohl es keine Verachtung für irgendeine Art von so genannter klassischer Musik einschließlich gregorianischem Gesang bedeutet, welcher sogar kreativ verwendet wird. Dasselbe gilt für alternative Philosophie, die auch bereits als Minimal-Philosophie bezeichnet wurde. Doch dadurch wird es noch schwieriger sein, ihre einfache Art als Schönheit deutlich zu machen für zumeist hochspezialisierte Fachleute von fragwürdig weithin akzeptierter Peer-Review.

Das neue geliebte Kind liebt seinerseits Homer genauso, wie Minimal Music jenen Gregorius gerne annimmt. Beide waren irgendwie Mönche, aber beide nur zu etwa fünfzig Prozent, denn sie hielten sich auch an einen damals schon heimlich akzeptierten Mittleren Weg, der in der Glaubensdoktrin nicht vorgesehen war.

Aber wir sollten einen wesentlichen oben erwähnten Punkt nicht übersehen. Sie können nicht oder besser gesagt, es ist wohl überhaupt nicht möglich, eine derartige Mini-Philosophie zu lernen. Der Grund ist regelmäßigen Hörern von Minimal-Musik völlig klar. Sie haben wohl bemerkt, dass in jenen Kreationen scheinbar wenig passiert. Aber in einem zweiten Durchlauf kann man bemerken, dass es in einer solchen Musik von anerkannt guter Qualität fast nie zwei gleiche Takte gibt.

Kontinuierliche Variation macht ein Lernen praktisch unmöglich. Hier bekommt Lernen eine andere Bedeutung, die viel mehr als nur rationale Wahrnehmung und Verarbeitung umfasst. Es ist Musik, die vom ganzen Körper und für den ganzen Körper gemacht wird, also zumindest zum Tanzen und zum Ausdrücken von Gefühlen und sicherlich auch zum Liebe machen gut geeignet ist, wobei Denken, Verdauung, Bewegung und sogar Arbeit nicht ausgeschlossen sind. Vorsicht! Solche Arbeit könnte Spaß und Freude machen. Wichtig ist in jedem Fall die langsame, aber zugegebenermaßen nie vollständig mögliche Annäherung an etwas Unbekanntes mit eben jener Rekursion.



Philosophie und Meditation

Diese andere Bedeutung von Lernen wird offensichtlich mehr von Meditation als von Philosophie erfasst, welche ihrerseits vor allem Verstehen sucht. Das stellt erneut die bis heute ungelöste Frage nach der Möglichkeit von universellen Definitionen für diese beiden Begriffe, welche sehr von lokalen Kulturen abhängen. Die betonte Rationalität der westlichen Philosophien und andererseits das weitgehende Fehlen von Rationalität in den meist aus östlichen Kulturen stammenden Meditationen machen dies sofort deutlich.

Es lässt sich jeweils eine nicht unerhebliche, aber doch klar begrenzte Anzahl sowohl von Philosophien und auch von Meditationen feststellen. In den vorhergehenden Abschnitten wurden die vierdimensionale Struktur und die dualen Extremwerte der einzelnen Dimensionen bzw. die vermutlich notwendigen und aber auch ausreichenden vier Kategorien mit der ihnen je eigenen Dialektik hervorgehoben. Das bedeutet insgesamt jeweils acht Bereiche und zwar durchaus ebenfalls sowohl bei den Arten von Philosophie als auch von Meditation.

Der entscheidende Unterschied von Philosophie und Meditation deckt sich dabei in fast erstaunlichem, aber bislang wenig zur Kenntnis genommenen Maß mit dem Unterschied zwischen Theorie und Praxis, was de facto viel einfachere Definitionen für diese Begriffe quasi mitliefert, auf welche sich zu einigen durchaus unabhängig von einzelnen Kulturen möglich ist. Bemerkenswert bleibt die Tatsache, dass bereits der historische Buddhismus mit seinem Achtfachen Weg ein solches Gespür zu haben schien.

Zunächst lässt sich so gleichsam auflisten, dass man sowohl jeweils eine Art von Philosophie als auch eine Art von Meditation konzipieren kann für die sowohl dual wie auch dialektisch verständlichen Paare Wahrnehmung (cognition) und Prozessdenken (processing), für Fühlen und Körperenergie (fitness), für Sex (Tantra) und Moral (Macht), und schließlich für Aktivitäten (Beruf etc.) und Fortbewegung (Forschung und Reisen). Diese acht Arten lassen sich einerseits vier nicht unbedingt eindeutig festgelegten Kulturbereichen zuordnen und andererseits den menschlichen Körperteilen.

Philosophie und Meditation können demnach auch als ein duales bzw. dialektisch verständliches Paar gesehen werden, was ganz neue Möglichkeiten zur Einsicht vermittelt. Ebenso lassen sich entsprechend Theorie und Praxis als ein zusammen gehöriges duales oder cum granu salis dialektisches Paar verstehen. Nicht eventueller Streit über die Definitionen dieser Begriffe ist dabei wichtig, sondern vor allem die damit involvierte Behauptung, welche sogar den Charakter einer kaum widerlegbaren Feststellung hat, dass es generell nicht auf einseitige extreme Positionen ankommt, sondern der Zwischenbereich sondiert werden muss. Das bedeutet, dass weder ausschließliche Philosophie noch ausschließliche Meditation uns weiterführen mögen, sondern eben ein immer neu zu bestimmender und in diesem Sinn als dynamisch und modern verstandener mittlerer Weg zwischen beiden.



Problem- und Konfliktlösung

Konflikte im Leben lassen sich demnach im allgemeinen besser nicht nur durch Philosophie oder nur durch Meditation lösen, sondern bedürfen, locker gesagt, einer Mischung von beidem. Genauso bringen einseitige Theorie ebenso wie ausschließliche Praxis keine Konfliktlösung. Derartige Unausgewogenheit dürfte vielmehr Ursache von Gewalttätigkeit bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen sein. Wir müssen lernen, uns in den Zwischenbereichen zu orientieren. Das kann die klassische Philiosophie alleine nicht, sondern nur eine vor allem durch Meditation erweiterte modernere alternative Philosophie, womit also nicht einfach eine vage neue Form von Philosophie gemeint ist, sondern die voll im Leben stehenden Zwischenbereiche.

Immer wieder wurde der klassischen Philosophie vor allem von naturwissenschaftlicher Seite das Fehlen von Experimenten vorgeworfen. Meditation kann tatsächlich den Charakter von derartigen Experimenten haben. Reproduzierbarkeit ist jedoch bei der hohen im Leben existierenden Komplexität nur näherungsweise möglich. Doch auch die Naturwissenschaften selbst haben sich inzwischen mit dem Vorkommen von Unschärfe abfinden müssen. Nur in abgeschlossenen Systemen mit einer beschränkten Zahl von Komponenten gilt strenge Logik und damit völlige Reproduzierbarkeit. Das schließt nicht aus, dass auch statistische Ergebnise reproduzierbar sein können, aber eben nicht beliebig streng. Kleinste Störungen können bereits neue Entwicklung ingang setzen.

Für das Verhältnis von Theorie und Praxis gelten ähnliche Betrachtungen, nur dass es hier im Allgemeinen nicht einfach um aufgabenartige Probleme im individuellen Leben handelt, sondern darüber hinausgehend vor allem um potenziell gefährliche gesellschaftliche Konflikte. Statt um begrenzte persönliche Probleme geht es hier um massive Macht und Gewalt. Die Verhinderung und Verhütung von jeglicher lebensbedrohender Gewalt ist das Kernanliegen aller modernen und damit auch hier dynamisch verstandenen Gesellschaftsformen. Ideologien sind reine Theorie und Diktatur ist reine Praxis. Beide führen nicht zum Ziel, sondern nur ein derartiger ausgewogener Mittlerer Weg. Die im ersten Moment wie eine Mantra klingende Wiederholung dieses Begriffs soll jedoch nicht abschrecken, sondern die Wichtigkeit eigenen Abwägens zwischen Theorie und Praxis betonen, aus welchem sich schlussendlich auch die Kompromissfähigkeit einer ganzen Gesellschaft ergibt. Wir müssen also vor allem diese Bereiche zwischen Theorie und Praxis fördern, wo praktisch überall große Defizite bestehen, sowohl im eigenen persönlichen Leben wie auch in jeglichen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Hier zu investieren dürfte die bestmögliche Verhinderung von schlimmer Gewalt und damit die beste Förderung von Konfliktlösung sein. Miteinander abzuwägen und Kompromisse zu finden mag dabei weitgehend dasselbe bedeuten.



Sein und Entwicklung

Bekannte Schlagworte der klassischen Philosophie können in der vorgeschlagenen alternativen Philosophie als einseitige Positionen genommen werden, zwischen welchen wir ebenfalls abwägend Stellung beziehen möchten. Mit diesen philosophischen Grundbegriffen wird versucht, sowohl Situationen als auch Kenntnisse möglichst einfach und auch allgemein-gültig zu erfassen.

Situationen können wir weitgehend als einen umgangssprachlichen Ausdruck für das Sein verstehen. Sie betreffen zunächst vorwiegend die Praxis, welche tendenziell synthetisch ausgerichtet ist. Kenntnisse beschreiben entsprechend umgangssprachlich in stärkerem Maße Entwicklung. Diese lassen sich entsprechend zunächst vorwiegend der Theorie zuordnen und sind tendenziell analytisch ausgerichtet.

Struktur ist in allen eben genannten Bereichen der wohl am meisten verwendete allgemeine bzw. übergreifende Grundbegriff für Zusammenhänge. Der Begriff lässt sich anwenden sowohl für Situationen als auch für Kenntnisse und somit in philosophisch erweiterter Sprechweise für Sein und Entwicklung. Er lässt sich sowohl für praktische Synthese als auch für theoretische Analyse verwenden, hat jedoch gegenüber den definierbaren Begriffen Situation und Kenntnis eine zusätzliche Dimension. Es liegt nahe, unter Situation und Kenntnis drei-dimensionale reale Begriffe zu verstehen und besagte zusätzliche Dimension von Strukturen als imaginär einzuordnen. Situationen werden drei-dimensional durch die euklidische (Vektor-)Geometrie dargestellt und Kenntnisse werden entsprechend klassisch durch funktionale (algebraische) Abhängigkeiten beschrieben. Strukturen,- man denke an natürliche Strukturen wie Gesichter, Wolken oder Flüsse,- umfassen jedoch mehr und lassen sich nur näherungsweise bzw. ausschnittsweise durch Situationen oder Kenntnisse erfassen. Die zusätzliche vierte Dimension charakterisiert also Strukturen und macht sie aber undefinierbar. Strukturen lassen sich in allgemeiner Form nur rekursiv erfassen, haben zwangsläufig dynamischen Charakter und können in diesem Sinn als modern verstanden werden.

Militär- und Business-Strategen haben sich für Strukturen interessiert, und insbesondere John A. Warden gliederte diesen Begriff in fünf Teile,- Führung, Prozess, Infrastruktur, Elemente und Wirkung, welche in der hier verwendeten Sprechweise als fünf Dimensionen (bzw. Kategorien) verstanden werden müssten.

Generelle Vier-Dimensionalität wurde aber auf zwei völlig verschiedene Arten sehr wahrscheinlich gemacht, nämlich sowohl durch Zuordnung zu den aus der biologischen Evolution folgenden menschlichen Körperteilen als auch zu den aus der geistigen Evolution folgenden Kulturbereichen. Daher ist mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuten, dass der Begriff der Struktur ebenfalls vier-dimensional sein muss. Die Zahl der Anteile kann jedoch einfach auf vier reduziert werden durch Annahme eines Leitprozesses, also indem wir für Führung und Prozess keine Trennung annehmen. Damit werden Aussagen über einen Gott oder Führer vermieden.

Strukturen liegen sowohl kultartigen als auch innovativen Konzepten zugrunde, also gleichermaßen vielen ganz verschiedenen Bereichen wie u.a. etwa Religion, Philosophie, Business oder gar Kampf. Für jeden Bereich erfolgt eine eigene Zuordnung, was im betreffenden aktuellen Fall unter Leitprozess, Infrastruktur, Elementen und Wirkungen verstanden wird. Das kann und soll hier nicht im Einzelnen ausgeführt werden. Insbesondere haben kultartige Konzepte statischen Charakter und entsprechen einem Zustandsdenken, während innovative Konzepte Dynamik meinen und von Prozessdenken ausgehen. Wichtig scheint jedoch, dass mit besagtem Denken nicht nur lineare, sondern auch netzwerkartige Prozesse gemeint sind und außerdem auch Vorgänge, welche über ausschließliches Denken im eigentlichen Sinn hinausgehen, also Einflüsse aus gefühlsmäßigen, animalischen und aus Aktivitäten folgenden Bereichen. Nur wirklich rein theoretische Systeme können dabei im strengen Sinn als geschlossen angenommen werden, für alle übrigen kann das nicht gezeigt werden. Dynamische Prozesse (und damit alle innovativen Prozesse) sind in einfachen Fällen stetig und kommen statischen Beschreibungen noch nahe, können jedoch auch mögliche Sprungstellen einschließen (Diskontinuitäten, Singularitäten, Unterbrechungen), was immense Bedeutung im politischen Bereich haben kann.



Spezialisierung und Vielseitigkeit

Statische Situationen sind ihrem Wesen nach festgelegt auf einen Leitprozess und haben damit kultartigen Charakter. Diese Festlegung kann im Prinzip auf nahezu Beliebiges erfolgen, und zwar sowohl auf Bereiche der Natur als auch auf menschliche Bereiche (teilweise bereits bei höheren Tieren). Im Falle der Natur leiten sich daraus gleichermaßen bei Menschen wie bei Tieren räumliche, also Territorialansprüche her. In den menschlichen Bereichen lassen sich entsprechende Ansprüche feststellen sowohl in allen Teilen, die sich den vier verschiedenen Körperteilen und ebenso auch den erwähnten verschiedenen Kulturbereichen zuordnen lassen.

Territorialansprüche lassen sich besser durch Zusammenschlüsse durchsetzen, was zu Herden oder Gesellschaftsbildungen führt. Die damit verbundene Spezialisierung entstand aber in den anfänglichen Naturbedingungen und kann sich unter jenen statischen Verhältnissen nicht schnell an Veränderungen anpassen. Bei letzteren haben jedoch ungebundene Lebewesen, zu welchen Raubtiere, Jäger und auch moderne Notebook-Nomaden gehören, größere Chancen. Diese haben instinktiv oder durch Einsicht einen stärkeren oder sogar nahezu vollständigen dynamischen Anteil, der im Gruppen- oder gesellschaftlichem Zusammenhalt aber eher von zweifelhaftem Wert ist. Fragwürdig erscheinen insbesondere Extremfälle, also rein statisch oder rein dynamisch zu verstehende Fälle. Solche Individuen sind entweder fest eingefügt bzw. unfrei und im Wesentlichen einem einzigen Ziel untergeordnet, oder anderenfalls völlig ungebunden und damit verantwortungslos. Ist es an dieser Stelle wieder angebracht, einen modernen Mittleren Weg zu verlangen, welcher dauernde eigene kleine Kurskorrekturen und Bereitschaft für Kompromisse erfordert?

In dynamischen Verhältnissen sind jedoch immer mögliche Singularitäten der kritische Punkt. In statischen Verhältnissen wird niemand von solchen Problemen geplagt, weil sie dort zwangsläufig nicht vorgesehen sein können. Doch was können Individuen in dynamischen Verhältnissen tun, um damit klar zu kommen?

Im Leben kommen laufend Singularitäten vor in Form von Geburt und Tod, von Neugründungen und Pleiten, voo neu entstehenden Territorien und anderen, welche verschwinden. Damit müssen wir umgehen lernen, was zugegebenermaßen nie vollständig möglich sein wird. Darf aber noch einmal das ungern gesehene Wort Rekursion erwähnt werden?



Modernes Recht

Festzulegen, was in einem Bereich als Recht gilt, scheint heute ein Grundrecht jedes Landes zu sein. Das wird militärisch und strafrechtlich auf oft nicht gerade zimperliche Weise abgesichert, und wer damit nicht einverstanden ist oder dagegen verstößt, wird abgeurteilt und „aus dem Spiel gebracht“, sei es wiederum mit militärischen oder mit strafrechtlichen Methoden.

Dieses Verfahren ist absolut menschlich in dem Sinne, dass es im Grunde gegen Naturrecht verstößt, indem z.B. die Tiere praktisch ignoriert werden. Es geht auf archaische, nach modernen Gesichtspunkten wenig zu rechtfertigende Grundsätze zurück, in der westlichen Welt vor allem auf römisches Recht. Das Naturrecht beruht dagegen nach heutigen Gesichtspunkten vor allem auf einer Mischung von Darwinismus mit Elementen, die wir grob als Moral bezeichnen können und aber in gewisser Form auch schon in Tierpopulationen existieren, z.B. Schutz der Verwandtschaft und Unterstützung von für wichtig erachteten Lebensbereichen.

Diese als höchst fragwürdig anzusehenden rechtlichen Zustände zu ändern könnte und sollte durchaus Aufgabe einer vereinfachten modernen und in diesem Sinne alternativen Philosophie sein, die einerseits als allgemein verständlich und andererseits als Grundlage für die oben erwähnten derartigen Festlegungen anerkannt werden kann.

Als wichtigste Basise einer solchen Philosophie wird also die Dualität von Sein und Entwicklung herausgestellt. Es handelt sich nicht wie früher um Glaubensgrundsätze, sondern Ergebnisse von Erkenntnissen, welche allgemein und nicht nur im Rahmen von religiösen Identifikationen als verbindlich angesehen werden können. Will man daraus eine neue Rechtsgrundlage schaffen, so muss auf jeden Fall sowohl von einem Recht auf Sein und einem Recht auf Entwicklung ausgegangen werden. Diese beiden Rechte müssten als gleichwertige Pfeiler einer neuen Rechtsprechung anerkannt werden, was einschließt, dass die gegenseitige Anpassung der beiden Arten von derart verstandenem Grundrecht ein primärer und absolut Vorrang habender Grundsatz moderner Rechtssprechung sein müsste.

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Erneute Säkularisierung

An der Ursache der weitaus größten Zahl der aktuell die Weltpolitik und auch das private Zusammenleben von Bevölkerungen erschütternden Ereignisse des aktuellen Geschehens, wie es sich in den grimmigen täglichen Nachrichten spiegelt, sind maßgeblich religiöse Gemeinschaften aller Schattierungen beteiligt. Sie dienen im Wesentlichen lokalen Identifikationen und unternehmen praktisch nichts gegen die fast unsichtbar bleibenden gewaltigen Waffenproduktionen und den damit verbundenen Handel, sondern stehen an vielen Stellen sogar dahinter. Dies sollte endlich zur durchgängigen Erkenntnis beitragen, dass sämtliche etablierte Religionen als Teilhaber in der Machtpolitik ausgedient haben und so schnell wie möglich aus dem poltischen Geschäft ausgeschaltet werden sollten.

Das befürchtete Vakuum an ihrer Stelle könnte übernommen werden von modernisierter Philosophie, welche nicht auf rationale Denkvereine beschränkt werden bleibt, obwohl gegen eine rationale Philosophie nichts einzuwenden ist. Doch sie reicht nicht aus und muss dringend durch weitere Anteile erweitert werden, welche im Grunde z.B. in der unsprünglichen griechischen Philosophie vorhanden waren und dann aber Stück für Stück auf oft sehr undurchsichtige und sogar hinterhältige Weise ausgeschaltet wurden. Insbesondere die Sexfeindlichkeit, welche Religionen zur Unterstützung ihrer eigenen Machtansprüche fast regelmäßig entfalteten, spielt dabei eine wichtige Rolle, ebenso die meist sehr rücksichtslose Tierhaltung, welche quasi nie vom Respekt vor dem Leben anderer Lebewesen geleitet ist.

Eine frische Welle von Säkularisierung, durchaus im Stile von Lessings Zeiten und Ideen, aber grundlegend erneuert und modernisiert, erscheint zwingend notwendig. Religiösität ist gewiss nichts schädliches und sollte heute genauso wie etwa von Lessings „Nathan dem Weisen“ gefördert werden. Doch wo gibt es eine solche von Machtansprüchen getrennte Religiösität? Man kann sie wie Stecknadelköpfe suchen. Überall treten sofort religiöse Vertreter in Machtpositionen auf und stellen diese oder jene Forderungen, ohne dass das Bewuisstsein gefördert wird, welches Unheil damit angerichtet wird. Das gilt auch für deren eigene Reihen, also etwa die Macht, die scheinbar unverzichtbar in Mediengremien ausgeübt wird und welche der Mehrheit der Bevölkrung sogar noch als segensbringend vorkommt. Sie setzt sich fort auf jeweils beiden Seiten aller großen Parteien in den momentanen schrecklichen Konflikten im Orient und auch im fernen scheinbar so friedliebenden Asien, wo religiöse Gruppierungen schamlos mit Diktaturen zusammenarbeiten und eben solches Unheil anrichten.



Besitz

Am Anfang aller religiösen Organisationen steht die Errichtung von sogenannten Sakralbauten, welche aber vor allem die Schaffung von Besitz und Macht in den Händen der diesen Organisationen vorstehenden Leute schaffen, also anfangs im Allgemeinen einer Priesterkaste. Während bis dahin in frühen Gesellschaftsformen nur Bauten zu Schutzzwecken errichtet wurden, welche keinen entscheidenden persönlichen Besitz begründeten, änderte sich das mit der Schaffung von Sakralbauten grundlegend. Dadurch bekam da Volk vor allem einen Sinn für die Bedeutung von Besitz und lernte von Anfang an davor zu kuschen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle folgende historische Entwicklung und wird im Laufe der Zeit zu einem tiefsitzenden, weitverbreiteten und auch heute sich noch übel fortpflanzenden Krieg zwischen Anhängern verschiedener Farben, am prominentesten durch Rot und Schwarz vertreten. Besitz ist der Auslöser von praktisch allen modernen Konflikten und so tiefsitzend, dass es den meisten Leuten einfach sinnlos erscheint, überhaupt darauf einzugehen.

Unter sich mit diesem Themenkomplex beschäftigen Menschen hat die Entdeckung des völlig verschiedenen Sozialverhaltens der ansonsten praktisch identischen Affenpopulationen auf beiden Seiten des Kongo große Aufmerksamkeit gefunden. Der Fluss hat während etwa der letzten einen Million Jahre so an Breite zugenommen, dass er für die Tiere uinüberwindbar wurde, so dass sich ganz verschiedene Verhaltensweisen herausbilden konnten. Auf der nördlichen Seite waren Ressourcen knapp und führrten zu einem aggresiven Verhalten der sich dort herausbildenden Schimpansen, welche regelrechte Kriege führen. Auf der Südseite hatten die sich dort getrennt entwickelnden Bonobos reichlich Nahrung und lernten, die dort auftretenden Konflikte durch häufigen Geschlechtsverkehr zu befriedigen. Dies scheint auch rein biologisch das sinnvollere Verfahren zu sein, weil so immer die am schnellsten reagierenden Partner zum Zuge kommen, was dem Grundprinzip der Darwinschen Selektion entspricht, dass nämlich schnelle Reaktion ein besonders wichtiges Element im Überlebenskampf ist.

Heutzutage wird dieses Element aber systematisch durch Verteufelung von solch direkter Sexualität seitens quasi aller religiöser Organisationen ausgeschaltet.

Besitz ist inzwischen zum hauptsächlich definierenden Objekt aller modernen Produktions-Organisationen geworden. Er wurde anfänglich einfach mit Gewalt insbesondere durch Landnahme in Beschlag genommen, vor allem unter Mitwirkung der damals führenden Eliten in historischen Gesellschaften, welche dann meist mehr oder weniger nahtlos in adlige und monarchistische und später andere öffentliche Strukturen übergingen.

Hier heute noch oder wieder ansetzen zu wollen, scheint nahezu aussichtslos, aber dennoch unbedingt notwendig zu sein. Das kann genau wie bei der Säkularisierung nicht plötzlich, sondern nur vorsichtig ansetzend geschehen, z.B. durch langsames Andrehen von Steuerschrauben und sich in infinitesimalen Schritten immer weiter realisierender Rückführung von Besitz in Gemeineigentum. Diese Erkenntnis deckt sich völlig mit der besorgnis erregenden Feststellung einer immer größeren Kluft zwischen Arm und Reich, welche ebenfalls vielen einsichtigen Menschen als dringendst zu reduzieren notwendig erscheint, und auch damit, dass ein wirklicher Ausgleich zwischen Kommunismus und Kapitalismus immer nioch nicht stattgefunden hat, sondern weiterhin von beiden Seiten als Sieg für sich entschieden werden sollte.

Solche Bewegung zu motivieren und vorsichtig in Gang zu setzen kann als Anliegen von alternativer Philosophie verstanden werden. Politik könnte also durchaus wie im platonischen Sinn wieder ein Spross einer allerdings in ihrem Bewusstsein zu verändernden Philosophie sein. Diese liefert jetzt mit der einfach verständlichen und zu vermittelnden Vorstellung eines modernen Mittleren Wegs im Grunde klare Anleitung, wie mögliche damit verbundene und auch andere Konflikte vermieden werden können. Dies kann nur in laufender, sich vorsichtig erweiternder Wechselwirkung zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor geschehen, muss aber ebenso vorsichtig zunehmend die zuvor genannten Bereiche umfassen, ohne dabei missverständlich als Guru, Missionar oder Prediger auftreten zu wollen.



Lernen und Konkurrenz

Emergenz in kleinen Schritten

Rationale Konzepte, vor allem logische Angaben über Zustände haben insbesondere durch ihre Genauigkeit durchaus Vorteile gegenüber zumeist rekursivem Approximieren. Das gilt weitgehend unabhängig von ihrer Art. Die Beschreibung eines Bildes mit Pixeln ermöglicht z.B. die exakte Wiedergabe jedes einzelnen Punktes, dessen Größe nur durch die Zahl der Pixel bestimmt ist. Doch wird eine sehr viel höhere Zahl von Pixeln bzw. Koeffizienten benötigt als bei einer fraktalen Beschreibung, welche sich aus der Verbesserung einer anfänglichen Annahme von Generation zu Generation ergibt, aber nicht in der Lage ist, einzelne Pixel exakt wiederzugeben.

Zustände können rational bestimmt werden. Philosophisch ausgedrückt bedeutet es die Untersuchung von Sein, was im Rahmen von Statik unter Verzicht auf Dynamik mit höchster Genauigkeit erfolgen kann. Die Hinzunahme von Dynamik führt zwangsläufig zu einem Verzicht auf höchste Genauigkeit, ermöglicht aber die Entwicklung von Prozessen zu erfassen, was das eigentliche Wesen von Dynamik, Modernität und Lernen ausmacht. Bestimmen und lernen sind also grundlegend verschiedene Kategorien, wie Geisteswissenschaftler sagen, oder verschiedene Dimensionen in naturwissenschaftlicher Ausdrucksweise.

Diesen Unterschied klar zu konzipieren ist von größter Wichtigkeit in allen Bereichen zwischen Theorie und Praxis. Pixel-Bilder stellen Zustände dar, und Dynamik kann nur als Illusion durch schnelle Abfolge solcher Bilder erzeugt werden, was die Basis des Fernsehens ausmacht. Fraktale Bilder können sich dagegen jederzeit weiter entwickeln, was Lernvorgängen entspricht. Jedes einzelne Bild lässt sich im Prinzip durch Veränderung oder zusätzliche Angabe eines einzigen Koeffizienten aus dem vorherigen Bild mit minimalem Zeitverlust herleiten. Diese Überlegung gilt aber nicht nur für Bilder, sondern für alle dynamischen Prozesse und ihre Beschreibung. Lernen ist also generell die Hinzunahme von einer „zusätzlichen Kleinigkeit“ in einem folgenden Schritt und müsste somit theoretisch umso effektiver sein, je schneller diese Schritte erfolgen. Das stimmt jedoch deshalb nur begrenzt, weil jeder Schritt auch einen Energieaufwand bedeutet und Energie nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.

Das Leben geht nach naturwissenschaftlichen Vorstellungen aus Automaten bzw. unbeweglichen Einzellern hervor. Diese springen zunächst von einem Zustand in den jeweils nächsten unter Energieänderung über, was sich durch Quantenzahlen bzw. bei niedrigen Energien durch genetischen Code kodieren bzw. beschreiben lässt. Diese Zustände können im Prinzip rational erfasst werden. Der Übergang von Statik zu Dynamik als entscheidender Schritt der biologischen Evolution in der Natur wird durch den Übergang von unbeweglichen Kristallen zu beweglichen Enzymen bewirkt, was Lernvorgänge und damit effektive Entwicklung ermöglicht. Dies ist die Basis der Ausbildung von Extremitäten, im einfachsten Fall von Geißeln bei Bakterien.

Der Unterleib von höheren Lebewesen geht aus Einzellern hervor. Der erste folgende Schritt in der Evolution sind also die Extremitäten. Dann folgt die Ausbildung eines Kopfes und zuletzt die klare Unterscheidung eines Oberkörpers. Diese weiteren Entwicklungen der biologischen Evolution können als Folgen von Lernprozessen im Sinne des Darwinismus verstanden werden. Die Annahme eines statistischen Entstehens von neuen Zuständen nur etwa durch Mutationen könnte dabei nicht die tatsächliche Geschwindigkeit der Evolution erklären. Schnellere Lernprozesse durch Übergang von Generation zu Generation sind also entscheidend wichtig.

Der Trick eines als modern im Sinne von dynamisch zu verstehenden Lernens besteht nun in der Verringerung der Generationszeit, welche nicht mehr mit der Lebensdauer identisch ist, sondern nur noch von der Energiezufuhr abhängt. Jeder einzelne Lernschritt stellt also „einfach“ eine Verbesserung gegenüber der vorherigen „Generation“ beim Lernen dar, welche nicht mehr zwangsläufig mit Geburt und Tod zu tun hat und damit das Problem von völlig destruktiven Singularitäten vermeidet. Lernen wird damit zu einem praktisch kontinuierlichen Vorgang, obwohl es schrittweise vor sich geht. Die einzelnen Schritte müssen nur möglichst schnell und mit möglichst geringem Energieverbrauch vor sich gehen, was die entscheidende Basis aller Konkurrenz ist.

Jeder einzelne Schritt stellt eine zunächst infinitesimal kleine Emergenz dar. Je höher die Dichte der beteiligten Komponenten ist, desto mehr kommt dies tatsächlicher Emergenz nahe. Dies gilt generell, also gleichermaßen für Elementatteilchen, menschliche Kreativität und astronomische Super- oder Kilonovae.

Von besonderem Interesse im menschlichen Bereich ist Lernen als biologischer Vorgang. Dieser lässt sich anfänglich zurückführen auf genetische Rekombination, von welcher wir heute wissen, dass sie auch die Mitwirkung von proteinartigen Komponenten einbeziehen kann, welche sich an die eigentliche Erbsubstanz anlagern. Höhere Evolution hat dann zur Entwicklung eines speziellen Typs von Neuronen für diesen Zweck geführt, der sog. Spiegelneuronen. Auf Einzelheiten soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.

Durchschnittliche Menschen in modernen Gesellschaften haben sehr wohl ein Gefühl, dass es im Kampf um Durchsetzung dort sehr wesentlich darauf ankommt, zu schnellen Entscheidungen fähig zu sein. Das zeigt sich an dem vielen Beobachtern unverständlich hohen Interesse von Handy-Benutzern, sich bei jeder nur möglichen Gelegenheit mit „Gaming“ zu beschäftigen. Diese Spiele auf den meist nicht besonders großen Displays haben ein wichtiges, allerdings meist nicht hervorgehobenes oder sogar völlig unbewusstes Ziel, nämlich schnelle Entscheidungsfähigkeit zu trainieren, was eben am besten in unzähligen winzigen Einzelschritten möglich ist.



Komplexität

Der praktische Umgang mit komplexen Situationen mag uns dabei zunächst als das wesentlichste Problem in schwierigen Lebenssituationen und ebenso in Spielen erscheinen, die diese simulieren. Doch es dürfte sinnvoll sein, mit Fragen nach der Komplexität selbst im jeweiligen Umfeld zu beginnen. Im religiösen Bereich mag es um das weite Feld zwischen innerer Stille undäußerer Unendlichkeit gehen, in der Kunst zwischen einem einzelnen Punkt und ausgefüllter Weite, in Geisteswissenschaften zwischen dem eigenen inneren Mittelpunkt und der Welt, und in Naturwissenschaften zwischen scharfer Logik bei der Behandlung einfacher mechanischer Probleme und unscharfer Ganzheitlichkeit in quantenmechanischer Feldtheorie.

Generell scheint es um Erfassbarkeit zu gehen, welche in den Naturwissenschaften schließlich in Messbarkeit mündet. Doch was ist erfassbar oder messbar? Es geht nicht nur um die möglicherweise sehr hohe Zahl von beteiligten Elementen, sondern vor allem auch um die Beziehung, dort meist Wechselwirkung genannt, jedes einzelnen Elements mit jedem anderen. So verstanden wird umfassender die Bedeutung von Komplexität deutlich, welche eng mit der Vorstellung von Fernwirkung in einem Netzwerk verknüpft ist.

Jedes einzelne Element hat aber im Prinzip sowohl materielles wie auch ideelles Wesen bzw. Punkt- und Feldeigenschaften und wirkt auf „Einstein’s Spielwiese“ mit. Es kann zumindest theoretisch Materie und Energie wechselseitig ineinander umwandeln, wobei sofort an den untrennbaren Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis hingewiesen werden muss. Es existiert nicht nur, sondern nimmt auch an Entwicklung teil.

Komplexität ist also noch viel komplexer, als wir zu erfassen fähig zu sein scheinen. In jedem der oben genannten Gebiete, welche durchaus auch anders abgegrenzt werden könnten, scheint sich zudem menschlicher Konsens herauszubilden, wie wir damit umgehen. Die religiöse Antwort mag Demut sein, die künstlerische Antwort vielleicht Kreativität, die geistige Position das Herstellen von Bezügen, und das naturwissenschaftliche Verhalten kann von Überprüfbarkeit geprägt sein. Überall ist ein weiter Spielraum vorhanden, der sich als Spielraum der Moral, Entfaltung oder Humanität oder eben als Einstein’s Spielwiese verstehen lässt.

Der wichtigste menschliche “Sachverhalt” sind vielleicht Beziehungen. Auch hier dürfte gelten, dass das Verhältnis von zwei Personen noch eher von Logik beherrscht wird als dasjenige von drei oder noch mehr Individuen oder auch Gruppen. Unsere Gesellschaft ist im Vergleich mit früheren Zeiten und weniger entwickelten Ländern verhältnismäßig logisch orientiert und insistiert entsprechend stark auf Monogamie, also wohl für sie vorteilhaften Beziehungen zwischen jeweils nur zwei Personen. Ein kaum zu leugnender höherer Anteil von Menschen mit komplexeren Beziehungen lässt sich in asiatischen Ländern feststellen, welche mehr zur Ganzheitlichkeit neigen. Im ähnlichen Maße, wie bei uns das Gefühl für die allgemeine Vernetzung zunimmt, welche nicht nur Vorteilnahme, sondern auch Verantwortlichkeit bedeutet, lassen sich auch bei uns häufiger sogenannte poliamore Beziehungen beobachten, zu denen sich der Autor dieser Zeilen zunehmend bekennt.

Da aber politische Verhältnisse und private Strukturen sich gewiss einander widerspiegeln, sind solche Veränderungen sicher auch in der Politik vermehrt zu erwarten, was auf eine Zunahme der Bedeutung von diffuser definierten politischen Bewegungen gegenüber klarer definierten politischen Parteien hindeuten dürfte.

Dies alles mag zunächst verunsichern. Erfreulicher ist sicher, wenn das Gefühl dafür wächst, dass scheinbar klarer Fundamentalismus einer vernetzten Meinungsbildung nicht ausweichen kann. In der Kunst kann die Einsicht in die erstaunliche Tatsache zunehmen, dass Kunst an den Grenzen zwischen niedrigerer und höherer Komplexität besonders gut gedeiht. Geisteswisenschaften werden bei Anerkennung eines diffusen Charakters höhere Wertschätzung erfahren. Die Naturwissenschaften werden ebenfalls davon profitieren, dass Unschärfebeziehungen eine deutlich weitere Gültigkeit als bisher angenommen haben.

Nicht nur einfache und komplexe Sachverhalte, sondern generell Logik und Ganzheitlichkeit können als duale Paare verstanden werden. Doch auch in der aktuellen Diskussion um menschliche Geschlechter-Beziehungen ist ein Trend von #MeToo zu #ConsentMatters festzustellen, welcher zunehmendes Verständnis für allgemeine Vernetzung unter Einbeziehung wechselseitiger Dualität reflektiert.



Gut und Böse

Ein chinesisches Sprichwort sagt in fragwürdiger Übersetzung: Der gute Mensch baut Brücken, der schlechte Mensch baut Mauern. Den Brücken und Mauern und ebenso Tunnel und Gräben werden sowohl für gut gehaltene Vorteile wie auch für schlecht oder gar böse gehaltene Nachteile zugeordnet. Ist die Definition dessen, was gut oder böse genannt wird, ausschließlich von der betreffenden Gesellschaft bestimmt? Vorsicht vor den Fallen der jeweiligen Sprache! Gut und böse, nützlich oder schädlich, richtig und falsch, positiv oder negativ,- diese paarweisen Zustandsbeschreibungen haben früher vorgeherrscht. Doch die Sprachen entwickeln sich mit ihren Gesellschaften weiter. Mit Hilfe der Spiegelneuronen lernen wir insbesondere in unserer Jugend, vertrauten Worten immer wieder kleine neue Wendungen zu geben, sie veränderten Bedingungen anzupassen. Mehr und mehr lernen wir, nicht nur statische Zustände zu spüren, sondern auch dynamische Prozesse. Das wird zunehmend als modern verstanden, nicht etwa einfach nur kürzliche Ereignisse.

Die Chinesen reden von Ying und Yang als von dualen Zuständen, welche keine Wertung enthalten. Doch Zustände und Prozesse sind nicht einfach Ying und Yang. Statik und Dynamik sind nicht gleichwertig. Körper und Materie werden statisch verstanden und mathematisch mit Skalaren beschrieben, die nicht gerichtet sind. Ideen und Energie werden dagegen dynamisch verstanden und mathematisch mit gerichteten Vektoren beschrieben.

Hat der Brücken bauende Obama recht oder der Mauern bauende Trump? Hat die Fluchttunnel liebende Merkel recht oder der Grenzgräben vertiefende Seehofer? Baut der gute Mensch Brücken oder Fluchttunnel und der böse Mensch Mauern oder Grenzgräben?

Sowohl böse als auch schädlich als auch falsch beinhalten dabei vor allem den schwarzen Teil einer Schwarz-Weiß-Malerei mit Beschränkung auf nur zwei statische Zustände und somit das Negieren der Zwischenbereiche, welche Ausloten, Abwägen, Messen, Werten, Wählen und Kompromisse heißen. Die Biologie macht es uns vor. Positiv und negativ sind gleichwertig, die negativen Elektronen liefern uns guten elektrischen Strom. Es gibt keine höhere Entwicklung ohne Zellverbände, welche sich durch die Bildung von flexiblen Membranen und kontrolliert durchlässigen Poren auszeichnen. Die Membranen sind durchaus auch schichtenweise angeordnete “Gräben und Mauern”, wenn wir etwa an unsere gar nicht einfach aufgebaute Haut oder eine Zwiebel denken. Die Poren stellen dagegen selektiv durchlässige “Brücken oder Tunnel” dar. Die Natur hat dies durch wertende Evolution gelernt. Eine Haut soll unserem Empfinden nach gesund und schön sein. Gilt das für Grenzen nicht? Also sind im menschlichen Bereich wohl ähnliche Verhältnisse zu vermuten bzw. angebracht, wiederum sowohl im persönlichen wie im öffentlichen bzw. politischen Bereich.

Ebenfalls gibt es weder im Mikrokosmos der Atome und Elementarteilchen noch im Makrokosmos der Sterne und Galaxien unüberwindbare Mauern oder Gräben und auch nicht beliebig große Brücken oder Tunnel. Statt fester Mauern gibt es selbst in Extrembereichen der Natur nur teilweise durchlässige Barrieren und Phänomene wie den sogenannten Tunneleffekt, womit eine teilweise Durchlässigkeit von porenartigen Strukturen gemeint ist.

Das sind nicht nur naturwissenschaftliche Überlegungen, die im menschlichen Bereich keine Bedeutung haben. Beschreibungen müssen fachübergreifend konsistent sein. Falls in einem von zwei untereinander in Beziehung stehenden Gebieten etwas unzutreffend ist, stimmt insgesamt etwas nicht. Insbesondere die Geistes- und die Naturwissenschaften werden von rationalen Geistern in zahlreiche Unterbereiche aufgeteilt, hier Religion, Kunst und Teile der Anthropologie etc. und dort Physik, Chemie und Biologie etc. Wir können aber nicht erwarten, dass in einem dieser Gebiete plötzlich zum Beispiel eine Ausnahme von einem offensichtlich allgemeinen Naturgesetz auftritt.

Gut und böse bezeichnen fast nie völlig verwirklichte gesellschaftliche Extremalzustände, zwischen welchen keine messende oder wertende Orientierung erfolgen könnte oder sollte. Eine Folgerung ist also, dass es außer in seltenen Extremfällen weder völlig gute noch völlig böse Menschen gibt, also weder engelhafte Mutter Theresas noch nur teuflische Hitlers. Doch Entwicklung verläuft nicht immer glatt und kontinuierlich wie langsames Gesunden oder Erkranken, sondern bisweilen sprunghaft, was in der Natur mit Quanten und Singularitäten beschrieben wird und im Leben Geburt und Tod, Entstehen und Vergehen, oder Emergenz und Katastrophe genannt wird.

Zustände entstehen, entwickeln sich also. Entwicklung hat sich aber nicht entwickelt, sondern ist ein Zustand. Zwischen Zuständen und Entwicklungen muss etwas wirken, was heute schlicht und einfach Wirkung genannt wird.

Wenn wir Philosophie wie ein Gebäude, wie eine Konstruktion verstehen, dann genügen für einen festen Stand drei reale Beine (etwa Dimensionen, Kategorien, Komponenten oder Koordinaten, ohne den Unterschieden zwischen diesen oft fragwürdig definierten Bezeichnungen noch große Bedeutung zu geben), nämlich eben Zustände, Entwicklungen und Wirkungen, entsprechend den bei Raumbeschreibungen üblichen Koordinaten Länge, Breite und Höhe. In der Naturbeschreibung kommt als vierte imaginäre Größe die Zeit dazu. In besagter Philosophie können wir die vierte imaginäre Dimension der Wirklichkeit zuschreiben, durchaus ähnlich zu Platons Vorstellung von einer Schattenwelt.

Wir könnten auch als Ausgangspunkt axiomatisch eine imaginäre Wirklichkeit postulieren und dann Zustände, Entwicklungen und Wirkungen als reale Dimensionen hinzufügen. Wie herum wir die Welt aufzäumen, also axiomatisch begründen, das scheint quasi eine religiöse und somit nicht entscheidbare Frage zu sein. Aus Gründen der Konsistenz sollten aber wie bei jeder Naturbeschreibung drei reale und eine imaginäre Komponente vorliegen.

Real beinhaltet in Naturbeschreibung gerichtet und umkehrbar, was hier nicht näher ausgeführt und begründet werden soll. In philosophischer Darstellung muss das gleichermaßen allgemein für Zustände und speziell etwa für Körper, auch den menschlichen, gelten. Materielle Katastrophen und der körperliche Tod bedeuten zwar Auflösung in beliebig kleine Teile, welche jedoch die Materie bilden, aus welcher etwas Neues entsteht.

Genau dasselbe lässt sich auch vergleichbar über dissipierende Energie und sich verbreitende Ideen sagen, welche entstehen und wieder verschwinden. Entwicklungen bzw. Prozesse sind ebenfalls gerichtet, jedoch auch umkehrbar.

Für Wirkungen lässt sich schlussendlich auch dasselbe konstatieren, ohne auf diesen eher abstrakt erscheinenden, aber auch durchaus realen Teil hier näher eingehen zu wollen. Doch der imaginäre Teil lässt sich nicht umkehren. Die Zeit und die Wirklichkeit verlaufen immer in einer Richtung, sind eben nichts Reales, sondern etwa nur Zähl- oder Erzählmethoden wie Stunden, Generationen oder Abschnitte in einem Blog oder Vlog. Der gleiche Stamm der Worte Zählen und Erzählen gibt dabei zu denken.

Materie und Energie, Natur und Leben, Welt und Gott,- “nur” Paarbildungen? Sind das gute oder böse Gedanken? Alles fließt, alles dreht sich im Kreise, alles ergibt sich durch Rekursion? Also diesen Text von vorne lesen? Oder sind sowieso alle Aussagen falsch, welche das Wort “alles” enthalten?

Oh Santa Philosophia, erlöse uns von dem Übel! Aber auch Philosophie kommt und vergeht. So what?

Nein, weder Latein noch Englisch, sondern die stärker ganzheitliche Thai-Sprache soll dies illustrieren: 

mai (hoch gesprochen) bedeutet fragen.

mai (mittlere Stimmlage) bedeutet Sinn.

mai (tief gesprochen) bedeutet nein. 

Versuchen wir, auf Thai den einfachen Satz zu sagen:

Hat fragen nicht Sinn?


Das gibt ein Gefühl für sich rekursiv entwickelnde Sprache, sowohl Umgangs- wie auch Fachsprachen einschließlich Philosophie. Wie wir heute wissen, wird deren Entwicklung durch Spiegelneuronen gewaltig beschleunigt. So entsteht bzw. entwickelt sich in jeder Sprache relativ schnell aus einem Wortlaut ein anderer ähnlicher mit einer veränderten, aber verwandten Beschreibung von jeweiligen Zuständen und Prozessen. Die Sprache und der soziale Charakter der Gesellschaft stehen dabei in engem Zusammenhang. Von besonderem Interesse sind jedoch Sprungstellen, an denen etwas grundlegend Neues dazu kommt, was insbesondere beim Übergang von zwei auf dreidimensionale Darstellungen der Fall war, also etwa Galileis Entdeckungen. Heute bahnt sich wieder ein solcher Übergang an von drei- zu vierdimensionalen Vorstellungen, welcher vergleichbare Schwierigkeiten insbesondere im allgemeinen gesellschaftlichen Verständnis mit sich bringen kann.

© Alle Rechte vorbehalten. Hans J. Unsoeld, Berlin

May. 01, 2019

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