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"Synthetisierende" Philosophie

"synthetical" meint Kreativität und Experimente

Der von ARS-UNA vertretene moderne, d.h. als dynamisch angesehene mittlere Weg strebt möglichst gleichgewichtiges Abwägen u.a. zwischen Theorie und Praxis an.  

Theorie beinhaltet zumindest weitgehend analytisches (untersuchendes) Vorgehen, welches insbesondere in der Hochschul-Philosophie historisch und bis heute meist Vorrang gehabt und zur oft ausschließlichen Lehre von analytischer Philosophie geführt hat. Erst in jüngerer Zeit regt sich dagegen Widerstand mit dem Wunsch, einer nicht unbedingt klar umrissenen auch praxisorientierten schaffenden Philosophie gleichrangige Bedeutung zu geben. Dies könnte dazu beitragen, statische Dogmatik weiter zurückzudrängen.

Die im Rahmen von ARS-UNA vertretene alternative Philosophie wollte dabei zunächst nur über rein rationale Erkenntnistheorie hinausgehen, ohne in Esoterik, Populismus oder unzulässige Vereinfachung abzugleiten. Einfachere Darstellung von Methoden, Kenntnissen und auch Anwendungen waren und sind dabei wichtige Ziele.

Betonter Bezug der betrachteten Kategorien einerseits auf den menschlichen Körper und andererseits interdisziplinär auf verschiedene Lebens-, Kultur- und Wissenschaftsbereiche veranlassten zu erheblich verallgemeinerter Hervorhebung der in Naturbeschreibung durch Raum und Zeit weitgehend üblichen vierdimensionalen Beschreibung. Im Ansatz der sog. alternativen Philosophie wurde insbesondere vorgeschlagen, deren Axiomatik dadurch zu vereinfachen, dass von der Einstein-Formel ausgegangen wird statt diese als Resultat zu erhalten.

In den jeweils den Kategorien zugeordneten Dimensionen ergeben sich zwischen als Schwarz-Weiß-Malerei anzusehenden dualen Extrempositionen fein abgestufte Übergänge, wie etwa in fuzzy Logik zwischen richtig und falsch.

Ein "synthetisch" (keine sinnvolle Wortprägung) orientierter Ansatz als duale Gegenposition zur analytischen Philosophie scheint dadurch sinnvoll und sogar erforderlich. Sowohl oft sehr unterschiedliche Erfahrungen im persönlichen Leben in Asien und Europa dienten als heuristische Hinweise als auch hiesige aktuelle politische Entwicklungen vor allem mit der stark angestiegenen Migration, welche ganz wesentlich Fragen der zunehmend weniger eindeutigen Identitätsbildung, deren möglichst konfliktfreie Vertretung und die Durchlässigkeit von Grenzen betreffen.

Das Zusammenwirken von Analyse und Synthese kann ganz wesentliche Fortschritte bringen, wie beispielsweise entsprechende Entwicklungen in den Naturwissenschaften gezeigt haben. Die moderne Technik ist in erster Linie durch die Verbindung von mathematischer Theorie und experimenteller Praxis zustande gekommen, was de facto eine abwägende Verbindung von Analyse und Synthese bedeutet hat. Durch den Einsatz von speziellen, aber meist nur analytischen Philosophien sollte dies für jeweils einzelne Disziplinen untermauert werden. Auch der experimentelle Bereich bedarf jedoch einer vielleicht gar nicht nur rationalen und dadurch zwangsläufig auch synthetischen philosophischen .Untermauerung, welche wie einst Kants praktische Vernunft ganz neue Möglichkeiten eröffnen kann.

Viele Trennungen der historisch entstandenen philosophischen Bereiche können als ein durchaus einseitiges und somit extremes Vorgehen gesehen werden, welches Zustände und statisches Verständnis in den Vordergrund stellte. Die dabei erfolgte Zuordnung von mehr oder weniger ausschließlich rational verstandenen einzelnen Fachgebieten hat zu Aufsplitterung geführt. Ganz offensichtlich bereiten nicht-rationale Einflüsse zunehmend erhebliche Probleme, wobei unklare Vorstellungen von Bewusstsein eine wesentliche Rolle spielen mögen. Das kann sich zum Beispiel in einer fehlenden genügend scharfen Trennung zwischen den Begriffen ”irrational” und “nicht-rational” äußern.



Bewusstsein

Historisch wurde Bewusstsein vorwiegend als mentale Qualität verstanden. Als Folge unseres in verschiedenste Richtungen sich erweiternden Weltbildes ergibt sich wohl aber ein viel umfassenderer und zentraler Begriff. Bewusstsein kann sich in einem erweiterten Sinn entwickeln durch abbildendes Erfassen von jeglichen und nicht nur mentalen oder technischen Vorgängen mit rekursiv entstehender Rückkopplung.

Primitives Bewusstsein geht dabei von geschlossenen Systemen aus. In diesen können nur Zustände entstehen, welche irgendwann an Grenzen desselben stoßen. Sich innerhalb derselben verändernde Zustände sind somit notwendigerweise begrenzt. Es erscheint empfehlenswert, diese deswegen in klarer Unterscheidung als Wachstum zu bezeichnen, während dem allgemeineren Begriff Entwicklung im Gegensatz dazu völlige Freiheit zugeschrieben wird, wie sie aber nur in völlig offenen Systemen vorkommen kann.

In der Natur kennen wir im strengen Sinn weder völlig geschlossene noch völlig völlig offene Systeme. Unabhängig von Richtung stoßen wir auf nicht zu vernachlässigende durchdringende Einflüsse wie zum Beispiel Strahlung oder im übertragenen Sinn Kommunikation, auch wenn diese zuerst als vernachlässigbar erscheinen mag. Wir können also sagen, dass durchlässige oder teilweise offene Grenzen de facto ubiquitär sind und somit als Normalfall bezeichnet können.

Bewusstsein im allgemeinen Sinn entwickelt sich also, wenn es nicht absichtlich eingeengt wird. Es wird besser als Eigenschaft jeder Existenz (durchaus im ontologischen Sinn) und nicht restriktiv nur mental verstanden, und muss infolgedessen auch generell möglich sein und sich in jeglicher Hinsicht anwenden lassen. Bewusstsein wird so noch mehr als zuvor zu einem zentralen Begriff sowohl des Lebens als auch der Natur und zu einer generellen Grundannahme. Damit kann es im Prinzip bei jeglicher Naturbeschreibung und ebenso der geistigen Verarbeitung von Verhältnissen im menschlichen Leben und auch von dieses widerspiegelnder Kultur dienen.

Als ursprünglichste Form von Bewusstsein von lebendigen Organismen kann dasjenige für Selbsterhalt oder Durchsetzung angenommen werden, welche zum Beispiel bereits bei Einzellern vorausgesetzt werden darf. Damit wird verdeutlicht, dass Bewusstsein sinnvollerweise besser als eine Eigenschaft konzipiert wird, die weitaus allgemeiner als Denken und Handeln und nicht an das Vorhandensein von Nerven gebunden ist.

Wir können auf sich in der Folge als zunehmend sinnvoll erweisende Art sagen, dass ein solches Urbewusstsein imaginären Charakter hat, wenn eine imaginäre Eigenschaft zunächst tentativ als eine Vorstufe von realen Eigenschaften verstanden wird. Ein derartiges primitives Bewusstsein kann dann als Vorstufe für höheres und als real zu bezeichnendes Bewusstsein angenommen werden. Bei Einzellern würde man vielleicht keinerlei Wahrnehmung der Natur und entsprechendes Handeln vermuten. Diese Annahme ist jedoch falsch. Derartige primitive Lebewesen weisen durchaus bereits Formen von Wahrnehmung und entsprechendes Handeln auf, zum Beispiel Rezeptoren für Nahrung oder Licht und die Fähigkeiten sich zu teilen oder mit Geißeln fortzubewegen.

Die genetisch fixierte Entwicklung von Lebewesen aus einfacheren Vorstufen wird Evolution genannt und sollte begrifflich klar von dem allgemeineren Begriff der freien Entwicklung getrennt werden. Evolution wird für jede Generation schrittweise neu fixiert, wodurch sich Genetik als wissenschaftliches Fach für derartige Abfolgen von statischen Zuständen ergibt. Entwicklungsphysiologie betrifft dagegen dynamische Veränderungen, die jedoch im Wesentlichen auf eine einzige Generation beschränkt sind.

Nach der Evolution der Einzeller war der folgende entscheidende Entwicklungsschritt die Konzentration der Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten in einem sich herausbildenden Kopf. Extrem wichtig für das Überleben in der Natur sind schnelle Reaktionen, also kurze Verbindungswege zwischen der Wahrnehmung und Handlungsentscheidungen. Für letztere haben sich heute in Fachsprachen die aus dem Englischen kommenden Begriffe Kognition und Prozessing durchgesetzt. Es besteht kaum Zweifel, dass der Kopf sich durch Selektion auf bestmögliche und zwar vor allem schnelle Reaktionsfähigkeit beim Überlebenskampf im Sinn von Darwin herausgebildet hat.

Der nächste wichtige Schritte in der Evolution, welcher dazu beitrug, das Bewusstsein zu erweitern, war die Bildung von Extremitäten mit erweiterten Möglichkeiten zur Fortbewegung und zur Erledigung von Aufgaben. Hier ergibt die Trennung in Abhängigkeit vom Medium drei verschiedene Formen mit entweder Armen oder Flügeln oder Flossen, was gewiss Einfluss auf das jeweilige Bewusstsein hat, jedoch nicht unbedingt sehr grundlegende Unterschiede im Zustandekommen desselben beinhalten muss. Dasselbe gilt für die eventuelle Ausbildung eines getrennten Oberkörpers mit Sitz von im Wesentlichen Herz und Lunge, also maßgeblichen Organen für allgemeine Gefühle, also solche, welche nicht unbedingt an Nerven gebunden sind, und für den ebenfalls in diesem Sinn etwas vagen Bereich von Fitness. Das gilt besonders, wenn auch dieser nicht zu eng gefasst und nur auf von Nerven gesteuerte und möglicherweise zusätzlich, aber nicht ausschließlich den Fortbewegungsapparat betreffende Fähigkeiten bezogen wird.


Identitätsbildung

Im traditionsgebundenen Zusammenleben, sowohl im privaten Bereich wie auch in der Politik spielen Identitätsbildungen eine vorherrschende Rolle und spiegeln sich in derartigen speziellen häufig noch einseitig statischen Philosophien. Solange durch einengende Fixierungen aber Veränderungen verhindert oder zumindest sehr erschwert werden, ist das Entstehen von Dynamik und damit von über Wachstum hinausgehender Entwicklung zumindest ebenfalls beeinträchtigt, was insbesondere Konfliktlösungen auf friedliche Art schwieriger oder vielleicht sogar unmöglich machen kann. Mit letzteren sind vor allem kontinuierliche, möglichst beidseitige Reformen gemeint. Anderenfalls können sich leicht Instabilitäten und Spannungen bis zu einem solchen Grad aufbauen, dass dieses plötzliche Entladung mit sich bringt. In der Theorie wird das eine Singularität, in der Praxis aber Revolution oder Krieg genannt, obwohl diese Begriffe nicht völlig deckungsgleich sein mögen.

Als mögliche Konsequenz erscheint infolgedessen wichtig, sich verstärkt um synthetische Philosophie zu kümmern, welche flexibler und stärker praxisorientiert sein sollte. Der wesentliche Punkt scheint dabei aus naturwissenschaftlich geprägter eigener Sicht ein Gegenstück zu den Experimenten der Physik und allgemeiner eben der Naturwissenschaften und der Technik zu sein. Jene haben aber nicht nur zu weitgehend anerkannten nützlichen Ergebnissen geführt, sondern auch zu zunehmender Destruktion, in erster Linie durch Waffenentwicklung. Die technische Produktion schließt sich mehr oder weniger nahtlos an. Eine entsprechende Philosophie müsste im Prinzip das Bewusstsein erzeugen, durch flexible Identitätsbildung und mit moderner auf das Suchen mittlerer Positionen zielender Konfliktlösung synthetisch und damit konstruktiv zu wirken, was eben einfach das Gegenteil von Destruktion ist.

Insbesondere die üblen Erfahrungen mit immer schlimmeren Kriegen und dem Holocaust haben überdeutlich gezeigt, welche Gefahren in nur analysierender Philosophie liegen können, welche zunächst durchaus ihre nützliche Berechtigung hat. Unter dem Begriff “irrational” wird ihr völliger Ausschluss verstanden. Eine nicht-rationale Philosophie soll dagegen in klarer Trennung als erweiternde nutzbringende Form der bisherigen analytischen Philosophie verstanden werden. Durchaus nutzbringende philosophische Synthesen können das in voller Analogie zu Labor-Experimenten und der daraus folgenden Technik untermauern, ohne damit die analytische Philosophie einschränken zu wollen, aber jedoch dabei zum Beispiel vor allem die Schattenseiten der Waffentechnik und Destruktion deutlich zu reduzieren.

Die dynamischen Begriffe konstruktiv und destruktiv ersetzen oder ergänzen zumindest die früheren statischen Vorstellungen von gut und böse. In diesem Sinn müsste wohl die gesamte klassische und weitgehend als logisch rational verstandene Philosophie quasi durchforstet werden, in welcher sich dynamische Elemente nur langsam durchsetzen konnten gegen statische Fixierungen insbesondere durch allgemein gebrauchte derartige Wortbildungen moralischer Art wie etwa gut und böse. Das betrifft genauso einen verabsolutierten Wahrheitsbegriff wie auch Logik ohne fuzzy Streubreite, und ebenso Kunst, die sich nur in starren Museen abspielt.

All diesem aber steht der zunehmende Einfluss von Komplexität entgegen, der auch unseren Zeitbegriff, die Vorstellung vom Imaginären und das Verhältnis von Technik und Natur und damit von Ökonomie und Ökologie betrifft.

Ganz deutlich wird diese Problematik in der aktuellen Diskussion sowohl um mehrfache Identitäten von Migranten und modernen Nomaden als auch um Waffenbesitz, letzterer wiederum sowohl im privaten Bereich wie vor allem in den USA als auch im politischen Sektor, insbesondere hinsichtlich der Verbreitung von Atomwaffen.  

© Copyright und alle Rechte Hans J. Unsoeld, Berlin 2018 / 2019

Updated Dec. 21, 2019   

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